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Klaus W. Lippold
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Frage von Peter H. •

Frage an Klaus W. Lippold von Peter H. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Hallo Herr Dr. Lippold,

Sie beschäftigen sich, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, u.a. mit Umweltfragen und auch entwicklungspolitische Themen sind Ihnen nicht ganz fremd.

Deshalb meine Fragen:

Wie kommt es eigentlich, dass im Kompetenzteam der Union nicht ein Experte für Entwicklungspolitik oder Umweltschutz benannt ist?

Der Begriff der Globalisierung wird auch von der Union immer wieder ins Spiel gebracht, wenn es um die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Wirtschaft geht. Offenbar spielt die Globalisierung dagegen keine Rolle, wenn Entwicklungspolitik oder Umweltaspekte in Rede stehen. Nennen sie mir deshalb fünf konkrete Prioritäten, die Sie in den nächsten fünf Jahren in der Umwelt- und Entwicklungspolitik angehen wollen (z.B. Aids-Prävention in Afrika usw., nachhaltig orientierte Entwicklungspolitik für die so genannte Dritte Welt, Fortentwicklung und Unterstützung umweltschonender Industrialisierung für und in Entwicklungsländern etc.).

Darüber hinaus würde mich interessieren, wie Sie die Aussagen von US-Präsident Bush beurteilen, dass auch ein Militärschlag gegen den Iran nicht ausgeschlossen wird, falls das Land sein Atomprogramm nicht den IAEO-Vorstellungen unterwirft (die ja eine zivile Nutzung der Kernenergie ausdrücklich zulassen und in den Statuten der IAEO ganz allgemein sogar befürwortet).

Mich würde zudem grundsätzlich interessieren, welchen Stellenwert die Union künftig der Umwelt- und Entwicklungspolitik einräumt, wenn weder der eine noch der andere Bereich im Kompetenzteam personell abgedeckt ist. Das widerspricht m.E. der Bedeutung der Themen Globalisierung und Nachhaltigkeit, die keineswegs nur unter ökonomischen sondern vielmehr auch unter entwicklungspolitischen Aspekten in der einen Welt betrachtet werden müssen. Dies zeigt sich gerade auch während der Diskussionen auf dem Weltjugendtag in Köln. Leider trägt die Union diesen Erfordernissen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund ihrer nach christlichen Werten ausgerichteten Politik, kaum Rechnung.

Bitte antworten Sie mir vor dem Hintergrund handfester, weltweiter Hungerkatastrophen, von Kindersterben und Kinderarbeit oder Aids-Pandemie nicht mit allgemeinen Floskeln. Ich erwarte von Ihnen ein Fünf-Punkte-Mix-Katalog, der sowohl dem Umweltschutz wie den Entwicklungsländern Rechnung trägt und in der nächsten Legislatur von Ihrer Partei in konkrete Gesetzesvorgaben gegossen wird.

Vor diesem Hintergrund würde mich auch interessieren, wie das Steuerkonzept von Prof. Kirchhof, dem Experten (und CDU-Länderfinanzminister) einen Steuerausfall von bis zu 26 Mrd. Euro pro Jahr attestieren, mit einer Stabilisierung oder gar notwendigen Erhöhung öffentlicher Mittel für die Entwicklungshilfe und Umweltpolitik in Einklang zu bringen ist? Ob eine Steuersenkung zu mehr Wirtschaftswachstum und in der Folge wiederum höheren Staatseinnahmen führt, kann doch niemand garantieren! Oder können Sie das? Wenn das Wirtschaftswachstum ausbleibt, was dann? Quo vadis öffentliche Haushalte mit welchen Folgen für Entwicklungsausgaben? Mit welchen Folgen für soziale Entwicklungen in der so genannten Dritten Welt, die vielfach nur durch Mittel aus den Industrieländern vor dem totalen Absturz ins Chaos bewahrt werden können?

All diese Überlegungen bitte ich in Ihre Antwort einzubeziehen. Danke.

Gruss

Peter Hall

PS Ich werde diesen Fragenkatalog auch an andere Politiker anderer Parteien weiterleiten!

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Hall,

gerne beantworte ich Ihre Fragen zu Umweltschutz, Entwicklungs-, Steuer-, und Außenpolitik.
Allerdings möchte ich vorschicken, dass mir Ihre Art von „Erwartungshaltung“, die Sie im vorletzten Absatz Ihrer Frage formulieren, in dieser Art nicht gefällt.
Nach dem Programm der CDU und nach meinem eigenen Verständnis hat die Entwicklungspolitik eine besondere Bedeutung. Die Folgen der sich verschärfenden Entwicklungsprobleme in Asien, Afrika und Lateinamerika gefährden im Zuge der Globalisierung Frieden und Wohlstand in der Welt. Wir werden uns einsetzen für eine bessere Kohärenz unserer Entwicklungs-, Außen-, Sicherheits- und Außenwirtschaftspolitik, für eine Erhöhung der Effizienz unserer entwicklungspolitischen Instrumente sowie für die Stärkung einer guten Regierungsführung, der Demokratie und der Selbsthilfekräfte in den betroffenen Ländern und Regionen. Wir wollen dabei alle in der Entwicklungshilfe und bei der Konfliktbewältigung tätigen Organisationen – Kirchen, Nichtregierungsorganisationen und politische Stiftungen – noch intensiver einbinden. Wir stehen dafür ein, unsere Verpflichtungen zur Erhöhung der deutschen Entwicklungshilfe mittelfristig auf 0,7% zu steigern, sobald der Zustand von Wirtschaft und Haushalt dies erlaubt.
Wirtschaft und Umweltschutz sind keine Gegensätze. CDU und CSU bekennen sich nachdrücklich zum Ziel der Nachhaltigkeit. Wir wollen wirtschaftliche Produktivität und gesellschaftliche Prosperität mit dem Schutz von Natur und Umwelt in Einklang bringen. Wir forcieren die Anstrengungen zum nationalen und globalen Klimaschutz. Wir wollen die Klimaschutzvereinbarungen zu einer „Kyoto-Plus-Initiative“ weiter entwickeln, in der auch die weltgrößten CO2-Produzenten sowie die Schwellen- und Entwicklungsländer eingebunden sind. Mit der Gründung einer „Klima-Allianz Deutschland“ wollen wir einen generationenübergreifenden Klimaschutz fördern. In der Energiepolitik setzen wir auf einen klimaverträglichen Energiemix. Nach wie vor gibt es große Aufgaben beim Umwelt und Naturschutz, vor allem bei Lärmschutz und Klimaschutz. Aber Umweltschutz muss bezahlbar sein. Umweltpolitik hat dort Grenzen, wo sie Entwicklungsmöglichkeiten der Menschen unangemessen behindert. Investitionsverhinderung durch jahrzehntelange Verfahren kann sich Deutschland nicht mehr leisten. Das werden wir bei unserer Umweltpolitik, die auf die nachhaltige Sicherung der Lebensräume angelegt ist, auch berücksichtigen.
Deshalb wird dem Umweltschutz in Deutschland eine zentrale Stellung in den weit reichenden Überlegungen der CDU eingeräumt, weil Ökonomie und Ökologie sich schließlich bedingen.
Da sich der aktuelle Wahlkampf jedoch vor allem auf wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Fragen wie Steuern, soziale Sicherung, Gesundheitssystem und Rente bezieht, haben wir keinen Kandidaten, der sich mit Umwelt und Entwicklungshilfe beschäftigt in Kompetenz- Team berufen. Sie können aber davon ausgehen, dass das Potenzial der Union sowohl im Bereich Umweltschutz als auch im Bereich Entwicklungspolitik sehr ausgeprägt ist.
Der Stellenwert dieser beiden Bereiche ist schon deshalb entsprechend hoch, weil es sich um Bereiche nachhaltiger Politik handelt, die niemals unterschätzt werden dürfen.
Zu den Äußerungen vom amerikanischen Präsidenten Bush kann ich sagen, dass in einer wieder gewonnenen Gemeinsamkeit beide Seiten nicht wie bisher Antworten verweigern und sich auf Kritik beschränken dürfen. Erste Früchte der deutsch- amerikanischen Diplomatie sind zu erkennen. In der drängenden Frage des richtigen Umgangs mit den nuklearen Ambitionen des Iran erklärt sich Europa zunehmend, wozu es bereit ist, wenn die Verhandlungen der EU mit dem Iran scheitern sollten. Auf der anderen Seite haben die USA zwar noch immer keine umfassende Iran-Politik, jedoch geben sie erste Antworten darauf, wie sie diese Verhandlungen fördern wollen. Allerdings sollte aus Menschenachtung auf einem friedlichen Weg gesetzt werden um zu verhindern, dass der Iran zu einer neuen gefährlichen Nuklearmacht wird.
Bei Ihrer Frage nach dem Konzept zur Reform der Steuern ist mir leider nicht ersichtlich, wie Sie auf die von Ihnen genannte Zahl an Steuerausfällen durch das Steuerprogramm der Union kommen.
Sie führen in Ihrer Frage „Experten“ auf. Doch kann davon ausgegangen werden, dass der ehemalige Bundesverfassungsrichter Dr. Kirchhof und Steuerexperte, der Steuerrecht an der Heidelberger Universität lehrt, Experte genug ist, um Aussagen treffen zu können, die belegten, dass es zu keinem den Bundeshaushalt schwächenden Steuerausfall kommt.
Zudem ist leicht zu erkennen, dass durch eine Steuerentlastung des Verbrauchers auch die Binnennachfrage steigen muss, weil der Bürger sprichwörtlich mehr Geld in der Tasche hat.
Die von anderen Experten immer wieder angeführte Sparquote, die in Deutschland seit Jahren steigt, wird nach statistischen Erhebungen schließlich nicht im Bereich der unteren Einkommensschichten erreicht, sondern in den höher angesiedelten.
Somit kann davon ausgegangen werden, dass durch eine Entlastung der Durchschnittsverdiener eine Verbesserung der Binnennachfrage erfolgen wird, die sich auch positiv auf die öffentlichen Haushalte auswirkt.
Auf lange Sicht ist somit auch eine deutliche Aufstockung der von Ihnen mehrmals angesprochenen Entwicklungshilfe möglich.

Mit freundlichen Grüßen