Frage an Klaus Schröder von Kira E. bezüglich Bildung und Erziehung
Wie würden Sie ein optimales Bildungs- und Schulsystem gestalten, wenn Sie nicht auf die Kosten und Finanzierbarkeit achten müssten?
In Nordrhein-Westfalen dürfen die Universitäten nun eine Studiengebühr einführen. Sollte das Erststudium für "Berufsanfänger" nicht doch gebührenfrei sein?
Wird in diesem Zusammenhag auch über Stipendien zur Förderung begabter, finanzschwacher Studenten nachgedacht?
Bei den Kommunalwahlen dürfen Jugendliche bereits mit 16 Jahren wählen. Was halten Sie davon, wenn dies auch für die anderen Wahlen, wie Landtags- und Bundestagswahlen, eingeführt wird?
Zurzeit beschäftigen wir uns im Politikunterricht mit der anstehenden Bundestagswahl, auch deswegen freue ich mich über eine Antwort von Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen
Kira Erdtmann, 11 Jahre
Hallo Kira,
in einem optimales Bildungs- und Schulsystem müsste von allem genug da sein, damit man alles so gut lernen kann, wie möglich.
Genügend Lehrer für kleine Klassen, in denen dann auch Zeit ist auf die Probleme und Stärken der einzelnen Schülerinnen und Schüler einzugehen. Außerdem Sozialarbeiter und Psychologen, die helfen wenn einzelne Schüler Probleme zum Beispiel mit ihren Eltern oder in der Klasse haben.
In viel zu vielen Schulen herrscht Mangel an Lehrmaterial, teilweise sind nicht nicht mal die Gebäude in Ordnung. Ich finde, Schulen müssen nicht nur in Ordnung, sondern auch schön sein, damit die Schüler gerne hingehen und sehen, dass Schule für Schüler und für uns alle wichtig ist. Es müsste genügend und neue Schulbücher für alle geben, in die man dann auch Notizen machen darf und die man behalten kann, um im nächsten Jahr nochmal etwas nachzulesen. Aber auch andere Dinge, wie Computer, Beamer, Videorekorder, DVD-Spieler und so weiter, damit man jeden Stoff möglichst gut erklären kann. Zum Beispiel auch genügend Fotokopierer, damit die Lehrer nicht dort warten müssen anstatt zu unterrichten.
Die Klassenräume müssten groß genug sein, damit unterschiedliche Schüler auch an unterschiedlichem Stoff arbeiten können, ohne einander zu stören. Denn verschiedene Kinder lernen die verschiedenen Sachen verschieden gut. Ich fände es gut, wenn es nicht mehr Hauptschule, Realschule und Gymnasium gäbe, sondern alle Schüler an einer Schule gemeinsam lernen könnten. Einmal, weil es mehr als drei Sorten Kinder gibt und man sowieso in den einzelnen Schulen immer noch auf einzelne Schüler eingehen muss, aber auch weil ich finde, dass nicht so gute Schüler von guten Schülern lernen können - aber auch umgekehrt können gute Schüler von nicht so guten Schülern eine Menge lernen.
Es wäre gut, wenn in der Schule den ganzen Tag über gelernt werden könnte, anstatt nur am Vormittag in der Schule zu lernen und am Nachmittag zu Hause Hausaufgaben zu machen. Dazu gehören dann auch vernünftige Pausenhöfe und ein gutes, frisches und gesundes Mittagessen. Die Lehrer sollten Arbeitsplätze in der Schule haben, damit sie in der Schule noch für die Schüler ansprechbar sind - und dann zu hause wirklich Feierabend haben.
Eine große Schulbibliothek, damit die Schüler alles lesen können was sie interessiert.
Die Schulen sollten mehr Dinge selbst entscheiden können.
Mit all dem, was ich hier aufgezählt habe ist immer noch nicht sicher, dass die Schulen gut sind. Denn es kommt immer noch auf die Lehrer, die Schüler und die Eltern an, dass es dann wirklich gut wird. Aber ich glaube, dass vieles von dem, was an Schulen zur Zeit nicht klappt oft auch daran liegt, dass vieles von dem fehlt, was ich aufgezählt habe.
Leider fehlt für viele dieser Dinge noch das Geld, weil noch zu viele Menschen finden, dass andere Dinge wichtiger sind. Zum Glück finden schon immer mehr Menschen, dass wir etwas für die Schulen tun müssen. Ich finde das auch (und das schreibe ich nicht nur Euch, sondern sage es überall) und versuche etwas dafür zu tun.
Viele Grüße
Klaus Schröder
--- Nachtrag 12.09.2005 ---
Hallo Kira,
jetzt habe ich eben so viel über die erste Frage geschrieben, dass ich die anderen beinahe vergessen hätte:
Ich bin der Ansicht, dass das Erststudium auf jeden Fall gebührenfrei sein muss. Wir brauchen mehr Menschen, die studieren und nicht weniger. Studiengebühren schrecken viele Menschen ab - insbesondere solche, die nicht an ihren Eltern sehen konnten, dass sich ein Studium lohnt. Ich setze mich auch schon seit vielen Jahren gegen Studiengebühren ein. Stipendien und ähnliches können da immer nur eine Reparatur für Mängel sein.
Wahlrecht ab 16 befürworte ich auf allen Ebenen.