Frage an Klaus Mindrup von Antje W. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Ich habe eine konkrete Frage zur Bildungspolitik. Meine Tochter besucht die 3. Klasse an der Grdsch. an der Marie, die sich seit Jahren durch ihr sonderpädagog.Profil auszeichnet. Durch einen Förderausschuss wurde bei meiner Tochter sonderpädag. Förderbedarf festgestellt. Daher erfolgte die Einschulung in eine Integrationsklasse. In den letzten beiden Schuljahren begleitete eine Sonderpädagogin meine Tochter. Aufgrund der Vorgaben des Bez.amtes Pankow konnten so 4 Std. wöchentl. meiner förderungsbedürftigen Tochter zugute kommen. Im Juni musste ich erfahren, dass die Sonderpädagog.Std. im Bez. Pankow für das Schuljahr 06/07 auf 3 Std. pro Kind gekürzt werden. Diese Kürzung der Std für Sonderpädag.hatte jedoch für die Grdsch. an der Marie, in der viele "I-Klassen" unterrichtet werden, zur Folge, dass die Lehrerausstattung zu hoch ist und Lehrer die Schule verlassen müssen. Zu diesen Lehrern gehört auch die Sonderpädagogin meiner Tochter, die nun kuzfristig an einer anderen Schule im Prenzlauer Berg eine erste Klasse als Lehrerin übernehmen muss. Aufgrund fehlender Vertretungsreserven wird es vorerst keine sonderpädagog. Förderung für meine Tochter geben. Ob sie in dieser Schulform ohne die ihr zustehende Förderung die Leistungsanforderungen erfüllen kann, ist mehr als ungewiss. Und: Die Schulklasse meiner Tochter ist leider auch nicht die einzige Klasse an unserer Schule, welche aufgrund des akuten Lehrermangels "I-Kindern" nicht mehr gerecht werden kann. Ganz abgesehen vom Teilungsunterricht, der dieser Situation schon längst zum Opfer fiel. Die Statistiken zur Lehrer-Austattung entsprechen nicht der Realität (z.B. durch Langzeitkranke, Erziehungsurl. etc., die trotz Abwesenheit mit ihren Stunden angerechnet werden). Meine Fragen: Was kann Ihre Partei und was können Sie persönlich unternehmen, um dem Anspruch der Kinder mit Förderbedarf zu erfüllen? Wann wird der Anspruch meines Kindes auf Förderung wieder erfüllt? Ich bedanke mich für Ihre Antwort. A.Wagner
Sehr geehrte Frau Wagner,
herzlichen Dank für Ihre Frage. Sie sprechen von den „Vorgaben des Bezirksamtes Pankow“. Nach den von mir eingeholten Informationen ist die Feststellung eines Förderbedarfs nicht die Sache des Bezirksamtes, sondern der Senatsverwaltung für Bildung, Familie und Jugend. Das Bezirksamt ist für die „äußeren Schulangelegenheiten“, d.h. insbesondere die Gebäude, aber nicht für die „inneren Schulangelegenheiten“ zuständig. Als aktiver Bezirkspolitiker war ich daher auch noch nicht mit der von Ihnen angesprochenen Fragestellung konfrontiert. Bei uns ging es aufgrund der Zuständigkeit überwiegend um bauliche Fragen. Oftmals wurde auch diese Fragen über Eltern an uns herangetragen.
Doch zurück zu Ihrer Frage. Es gibt nach meinen Erkundigungen ein Verfahren, in dem für jedes Kind ein Förderbedarf festgelegt wird. In diesem Fall waren das die von Ihnen genannten 4 Stunden. Doch das ist nichts statisches - also es wird nicht zu Anfang der Schulzeit ein Förderbedarf festgelegt, auf den dann für die ganze Schulzeit ein Anspruch besteht. Das Kind entwickelt sich ja weiter - im positiven Fall wird durch die Förderung der Förderbedarf sogar überflüssig. Deshalb wird der Förderbedarf individuell immer wieder überprüft und kann noch oben oder unten verändert werden. Sie sollten direkt mit Ihrer Schulleitung sprechen und sich erläutern lassen, warum bei Ihrem Kind der Förderbedarf um eine Stunde gekürzt wurde.
Sie sprechen dann das Thema Lehrerausstattung an. Ich bin auf diesem Feld kein Experte und kann Ihnen daher nur mein grundsätzliches Herangehen an das Thema beschreiben.
Ich weiß, dass in ganz Berlin nur Lehrerinnen und Lehrer neu eingestellt werden durften. In allen anderen Bereichen werden aufgrund der Haushaltslage massiv Stellen abgebaut - allein im Bezirk Pankow über 1.000 Stellen. D.h. hier hat der Senat einen deutlichen Schwerpunkt gesetzt. Ich persönlich halte Bildung und die Vermittlung gleicher Bildungschancen aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen für eine gesellschaftspolitisch sehr wichtige Aufgabe. Dazu gehört natürlich auch eine auskömmliche Lehrerausstattung. Es ist für mich ganz klar, dass ich mich – falls ich gewählt werde - als Abgeordneter für die Bereitstellung ausreichender Mittel für die Schulen und auch KiTas einsetzen werden. Dies ist kein leichtfertiges Versprechen. Als Vorsitzender des Finanzausschusses im Bezirk Pankow haben ich regelmäßig mit meinen Kolleginnen und Kollegen darauf geachtet, dass der Bezirk alle Förderprogramm zur Verbesserung der räumlichen Situation in Schulen im Bezirk zu 100% ausnutzt und daher die zuständige Verwaltung regelmäßig genau befragt bzw. beauftragt. Wenn man aber mehr Geld in Bildung investieren muß, muß man an anderen Stellen härter sparen. Dies ist mir auch klar.
Ich hoffe Ihnen mit dieser Antwort gedient zu haben. Wenn Sie in Ihrem persönlichen Fall nicht weiterkommen bzw. genau wissen, das Lehrermangel die Ursache für die Kürzung des Förderunterrichtes ist, halte ich es für sinnvoll, ein persönliches Gespräch zu führen, zu dem ich auch eine ausgewiesene Bildungspolitikerin hinzuziehen würde. Dann kann man auch konkret besprechen, was wir tun können, um Ihrem Kind zu helfen. Schicken Sie mir bitte eine E-Mail an meine auf meiner Internetseite angegebene Adresse. Ich werde mich dann bei Ihnen melden.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Mindrup