Frage an Klaus Breil von Jan Paul R. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Breil,
Ihre Partei ist an der jetzigen Bundesregierung beteiligt und hat ein Energiekonzept beschlossen, dass ja leider nicht nur Lob erntet: Ich möchte Ihnen daher gerne einige Fragen zur künftigen Energieversorgung stellen:
1. Es wird immer wieder gesagt, dass die zentralen Großkraftwerke (Kohle und Atom) ein Auslaufmodell sind und dass die künftige Energieversorgung dezentral, in kleinen Einheiten in den Kommunen und Städten, bereitgestellt werden soll. Wie stehen Sie und Ihre Partei zur Zentralen Energieversorgung- wie zur dezentralen Energieversorgung? Wie soll eine dezentrale Energieversorgung aussehen? Wo sehen Sie künftig die Schwerpunkte? Wo sehen sie die Aufgabe von Großkraftwerken in der Zukunft?
2. Es gibt Möglichkeiten Großkraftwerke durch virtuelle Kraftwerke zu ersetzen. Dazu werden tausende kleine Energieeinheiten zusammengeschlossen und bilden die Leistung eines Großkraftwerkes ab. Welche Energieeinheiten sehen sie für diese Aufgabe vor? Denken Sie dass Kleinst-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (sog. Mikro-KWK (z.B. gasbetriebene Stirlingmotoren oder Brennstoffzellen) die Aufgabe leisten können? (Anmerkung: Diese Anlagen haben hohe Wirkungsgrade und können sowohl Strom (virtuelles Kraftwerk) sowie Wärme für den Verbraucher bereitstellen.). Welchen Stellenwert werden für Sie bzw. für Ihre Partei Mikro-KWK Anlagen in Zukunft haben?
3. Die Umstellung von der Zentralen- zur Dezentralen-Energieversorgung, vom Großkraftwerk zum virtuellen Kraftwerk mittels Mikro-KWK, wird teuer werden. Wie stellen Sie sich eine Finanzierung vor? Würden Sie oder Ihre Partei Förderprogramme für die Errichtung von Mikro-KWK-Anlagen schaffen? Wie könnte eine solche Förderung aussehen?
Herzlichen Dank Im Voraus für Ihre Antworten
Mit Freundlichen Grüßen
Jan Reichlich (Aschaffenburg)
Sehr geehrter Herr Reichlich,
die Zukunft unserer Energieversorgung liegt für die FDP in einem breit angelegten Energiemix. Dies gilt nicht nur für die Wahl des Energieträgers, sondern auch für die Größe der Anlagen, die diesen in andere Energieformen, insbesondere Strom und Wärme, umwandeln.
Kleine Anlagen haben den Vorteil, dass sie flexibel - je nach Strom- und Wärmenachfrage - an- oder abgeschaltet werden können.
Große Anlagen sorgen über Skaleneffekte für wettbewerbsfähige Strompreise. Diese sind ein wichtiger Standortfaktor für produzierende Unternehmen in Deutschland. In Regionen, in welchen unter hohem Energieeinsatz produziert wird, sind Großkraftwerke unerlässlich.
Großkraftwerke können vieles sein. Sie sind aber bestimmt keine Auslaufmodelle. Denn sie haben in Deutschland solange nicht ausgedient, wie wir auf den Erfolgsfaktor Industrie und den Export ihrer Güter setzen.
Zudem stabilisieren solche Großkraftwerke die Netze, solange diese nicht intelligenter und Speicher nicht gleichermaßen effizient wie bezahlbar verfügbar sind. Damit tragen sie in hohem Maße zur Versorgungssicherheit bei.
Den Gedanken, dezentrale Kleinstkraftwerke im Schwarmstrom zu virtuellen Kraftwerken zusammenzufassen, sofern sie jederzeit Grundlast darstellen können, halte ich für vielversprechend. Das gilt auch im Hinblick auf eine Verbesserung der Wettbewerbssituation im Strom- und Energiemarkt.
Aber bitte bedenken Sie, dass dies ein ebenso visionäres wie sicher finanziertes Netz voraussetzt. Es ist ja nicht so, dass wir heute – wo immer wir möchten – neue Netze bauen können.
Dass wir dieses im Blick haben, zeigt die Wiederaufnahme des Marktanreizprogramms in diesem Jahr. Dessen ursprüngliches Auslaufen war übrigens durch die Form der Ausgestaltung durch den ehemaligen Umweltministers Sigmar Gabriel bedingt. Er ließ damals das Fördervolumen an die im Zuge der Wirtschaftskrise niedrigeren Einnahmen aus dem Emissionszertifikatehandel koppeln.
Ich bedanke mich für Ihren konstruktiven Beitrag.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Breil