Frage an Klaus Brähmig von Harald W. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Brähmig,
noch gehört die Deutsche Bahn AG ja dem Staat, also eigetnlich uns allen (sozusagen "Vokseigentum" wenn ich das richtig sehen). Und nun werden entscheidungen gefällt, die jeder Beschreibung spotten. 2,50 €uro Strafgebühr für alle ohne Internet, Kreditkarte oder die Fähigkeit oder Möglichkeit am Automaten Fahrkarten zu kaufen. Und die bundesregierung sihr tatenlos zu und will sich in diese "unternehmerische Entscheidung" trotz vielfältiger Kritiken der Bevölkerung und einiger Medien (siehe dazu: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3432) nicht einmischen.
Ist es also der Bundesregierung egal was die Bahn macht und wie die sozial schwächeren und Alten und Kranken von der Bahn "bestraft" eigentlich muss man sagen diskriminiert bzw. abgezockt werden?
Darf es den Managern überlassen beliben, welche Geschäftspolitik ein derartige Unternehmen betreibt ohne das sich die Politik einmischt bzw. dazu äußert?
Was befürchten oder welche Vorteile sehen Sie durch einen Verkauf der Bahn? Wird es dann wieder besser oder noch schlimmer?
Mit freundlichen Grüßen
Harald Weber
Sehr geehrter Herr Weber,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 2. September. Grundsätzlich kann ich Ihr Unverständnis über die Schaltergebühr sehr gut verstehen. Als Manager der Deutschen Bahn AG hätte ich Automatenkäufe bzw. Internetbestellungen mit Rabatten versehen, um die Kunden nach und nach zum gewünschten Kaufverhalten zu bewegen. Eine Bestrafung gerade der treuesten Kunden – wie beispielsweise älterer Menschen, die selten über Kreditkarten verfügen und gleichzeitig der modernen Technik mit äußerster Zurückhaltung begegnen – halte ich für wenig kundenfreundlich und kontraproduktiv.
Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass die Bahnreform mit einer Teilprivatisierung der Deutschen Bahn AG kommen muss. Der Staat sollte sich grundsätzlich auf seine hoheitlichen Aufgaben beschränken und nicht Unternehmer spielen. In fast allen Beispielen, wo der Staat versucht hat, Unternehmer zu sein, haben Steuerzahler danach die Zeche zahlen dürfen. In diesem Zusammenhang erinnere ich gerne an die aktuelle Bankenkrise, in die ja auch staatliche Geldinstitute verwickelt waren.
Aus diesem Grund haben wir als Union Ende April 2008 zusammen mit dem Koalitionspartner einer Bahnreform zugestimmt. Der Beschluss sieht vor, dass die Infrastruktur – also Schienen, Bahnhöfe und Energieversorgung – in staatlicher Hand bleiben. Der Bereich Verkehr und Logistik wird zum Teil privatisiert.
Meines Erachtens hat die Teilprivatisierung der Deutschen Bahn AG folgende Vorteile. Durch die Privatisierung muss sich der DB AG einer stärkeren Wettbewerbsausrichtung unterziehen. Dies verhindert das Trassenpreise und Netzzugang von Monopolisten diktiert werden. Durch den Börsengang soll die Bahn AG außerdem unternehmerisch eigenständiger werden und mehr Unabhängigkeit von der Politik erlangen. Dadurch erfolgt eine stärkere Ausrichtung auf die Bedürfnisse des Marktes und der Kunden. Außerdem profitieren die Bahnkunden von den geringeren Kosten für Schienen und Investitionen in attraktivere Angebote. Die Verkehrsgesellschaffen – ob die der DB AG oder Mitbewerber – werden so in die Lage versetzt, neue, attraktive und kundenorientierte Angebote im Personen- und Güterverkehr auf den Markt zu bringen. Der Erlös versetzt aber auch den Bund in die Lage, stärker als bisher direkt in die Schieneninfrastruktur zu investieren und das Schienennetz zu optimieren.
Ihrer Befürchtung, dass die Fahrpreise weiter steigen könnten, kann ich entgegenhalten, dass die DB AG schon heute ein renditeorientiertes Unternehmen ist. Wenn Sie sich die jährlichen Bilanzgewinne ansehen, wird dies deutlich. Schon heute sorgt der Wettbewerb mit anderen Verkehrträgern, aber auch der Wettbewerb auf der Schiene mit hunderten von Privatbahnen dafür, dass die Preisphantasien der Bahn AG nicht ins Uferlose wachsen können. In Zukunft wird der Wettbewerb weiter zunehmen und davon werden auch die Bahnkunden durch faire Preise und bedarfsgerechte Angebote profitieren.
Ich hoffe, dass ich ihre Frage beantworten konnte und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Klaus Braehmig