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Kirsten Kappert-Gonther
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Sebastian W. •

Frage an Kirsten Kappert-Gonther von Sebastian W. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Kappert-Gonther,

ich begrüße einen forcierten Ausbau regenerativer Energiesysteme. Allerdings zeigt sich z.B. an dem zunehmenden und kostspieligen Redispatch, dass die volatile Stromerzeugung durch die Erneuerbaren ohne entsprechende Speicher (z.B. Power-to-Gas + Gaskraftwerke) unsere Versorgungssicherheit absenken könnte. Neben dem starken Ausbau von Speichern und intelligenten Netzen muss beispielsweise auch dafür gesorgt werden, dass dezentral verteilte Anlagen die Systemdienstleistungen erbringen (Regelleistung, Blindleistung, Fault-Ride-Through, Netzwiederaufbau nach Black-Out etc.). Lastmanagement muss insbesondere bei Privathaushalten auf ein Minimum reduziert bleiben (wenn das Benutzen des Ofens zu Spitzenlastzeiten mit schlechteren Tarifen bestraft wird, wird die Energiewende große Ablehnung erfahren). Wenn Sie mir versprechen, nichts zu überstürzen und die möglichst schnelle Energiewende nicht (nur) auf Idealismus, sondern auf der wissenschaftlich begründeten Annahme aufzubauen, dass wir technisch dazu in der Lage sind - und/oder entsprechend viel in nötige Forschung zu investieren (ohne Forschungsgelder an anderer Stelle zu kürzen) - dann mache ich mein Kreuz bei Ihnen. Darf ich davon ausgehen?

Mit freundlichen Grüßen

S. W.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr W.,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Unser Ziel ist klar: bis 2030 wollen wir unseren Strombedarf vollständig aus erneuerbaren Energien decken. Bis zum Jahr 2050 soll die Energieversorgung auch für Gebäude, Mobilität und Prozesswärme in der Industrie ausschließlich aus erneuerbaren Energien erfolgen. Zur Erreichung dieser Ziele setzen wir Grüne auf eine schrittweise, aber entschiedene Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen, der Energieinfrastruktur sowie unseres eigenen Verhaltens.

Erstens gelingt der Umstieg auf klimaschonende Wärme nur, wenn Wohnen und Heizen bezahlbar bleiben. Mit mindestens zwei Milliarden Euro jährlich unterstützen wir die energetische Modernisierung ganzer Wohnviertel. Mieter*innen stärken wir durch eine robuste Mietpreisbremse. Wir minimieren die Umlage von Modernisierungskosten und führen ein neues Klimawohngeld ein, damit auch Wohngeldempfänger*innen energieeffizient wohnen können. Wir unterstützen Städte und Gemeinden bei der nachhaltigen Wärmeversorgung mit 400 Millionen Euro für 10.000 Wärmespeicher. Zweitens schaffen wir durch eine Reform des Strommarktes neue Anreize dafür, Energie flexibel und effektiv dann zu nutzen oder zu speichern, wenn viel Strom aus Sonne und Wind verfügbar ist. Zu diesen Zeiten wollen wir Speicher auffüllen oder Strom in Wärme oder Gas umwandeln, um damit Wohnungen zu heizen oder Fahrzeuge anzutreiben. Hocheffiziente und zunehmend erneuerbare Kraft-Wärme-Kopplung wollen wir dabei unterstützen, dass sie immer flexibler auf den Strommarkt reagiert und so den Strom aus Wind und Sonne ergänzt. Wir machen es möglich, aus erneuerbaren Quellen Strom und Wärme zu erzeugen.

Drittens müssen wir unsere Energienutzung effizienter gestalten, denn nach wie vor gilt: Die beste Kilowattstunde ist die, die nicht verbraucht wird. Wir wollen eine Effizienzrevolution einleiten. Darum legen wir ein Energiespargesetz vor, das ambitionierte, aber realistische Vorgaben macht. Insbesondere in der Industrie gibt es noch viele Einsparpotenziale. Mit unserem Programm Faire Wärme und konkreten Fördermaßnahmen zum Energiesparen greifen wir dabei auch den Privathaushalten unter die Arme. Nicht zuletzt fordern wir wie von Ihnen angesprochen deutlich mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung. Es muss unser Ziel bleiben, mindestens sieben Prozent (statt derzeit circa 4,2 Prozent) der Wirtschaftsleistung in die allgemeine Bildung und mindestens 3,5 Prozent (statt derzeit circa 2,9 Prozent) in Forschung und Entwicklung zu investieren. Mit einem Forschungs- und Markteinführungsprogramm treiben wir etwa die Technologieentwicklung von Speichern voran. Mit Praxistests in Pilotvorhaben zur Sektorenkopplung werden wir den Sprung zur Marktreife und Wettbewerbsfähigkeit dieser Technologien schneller erreichen. Den Grünen Zukunftsplan für saubere und nachhaltige Energie können Sie übrigens hier abrufen: https://www.gruene.de/ueber-uns/2017/gruener-zukunftsplan-fuer-saubere-und-nachhaltige-energie.html

Mit freundlichen Grüßen,
Kirsten Kappert-Gonther

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