Frage an Kerstin Neumann von Thomas W. bezüglich Verkehr
Hallo Frau Neumann,
zuerst bin ich erstaunt, welchen Einsatz Sie leisten um die Fragen von H. N. zu beantworten. Kaum zu glauben welchen Aufwand Sie auf sich genommen haben.
Auch Ihnen möchte ich eine Frage stellen:
die Senatsbaudirektorin, Frau Lüscher, hat mit ihrem Lichtkonzept für Berlin die Abschaffung der kompletten Berliner Gasbeleuchtung (ca. 42.000 Leuchten) beschlossen. Berlin ist in ganz Europa die einzige Stadt mit einer so flächendeckenden historischen Gasbeleuchtung. Die Beleuchtung soll durch elektrische Leuchten in den nächsten 10 bis 15 Jahren ersetzt werden. Mit Vattenfall ist nun ein siebenjähriger Vertrag für das Lichtmanagement in Berlin geschlossen worden.
Fragen:
* Wie bewerten Sie diese Umstellung?
* Sehen Sie Chancen an dieser Stelle noch eine politische Kehrtwende herbeizuführen? Wenn ja, wie?
Lieber Herr Wenzl,
auch Ihnen einen herzlichen Dank für Ihre Frage, die Sie an mich gerichtet haben. Wie ich schon gestern bei der Frage von Herrn Rother schreiben konnte: Mit dieser Frage haben Sie mir eine interessante „Nuss“ zum Knacken gegeben.
Mit diesem Thema habe ich mich jetzt erstmalig beschäftigt. Danke also auch dafür
Ich persönlich finde die Gasaufsatzleuchten in den Berliner Kiezen sehr ansprechend und bin diese einfach gewohnt. Häufig haben sich diese Laternen in der Nähe meines Wohnortes befunden. Uns ist bewusst, dass gerade die Gasaufsatzleuchten prägend für viele Kieze in Berlin sind.
Die Diskussion um die Umstellung geht nach meinen Recherchen schon seit Jahren. Beispielsweise hat die CDU 2005 den Senat gefragt, „welche Gründe es für die Planung gibt, die alten Gaslaternen außer Betrieb zu nehmen und durch elektrische Beleuchtung zu ersetzen…“. Als Antwort wurde seinerzeit u.a. auf einen Beschluss des Abgeordnetenhauses vom 04.12.1992 verwiesen. In diesem Beschluss, so lese ich, „wird der Senat ersucht sicherzustellen, dass bei Neu- und Ersatzbau von Straßenbeleuchtungsanlagen unter wirtschaftlichen und stadtbildpflegerischen Gesichtspunkten geprüft wird, ob die Gasbeleuchtung erhalten werden kann. Sollten Wirtschaftlichkeitsberechnungen eindeutig gegen eine Gasbeleuchtung sprechen, ist die Umstellung auf elektrische Leuchten unter Berücksichtigung stadtbildpflegerischer Gesichtspunkte vorzunehmen.“.
Die Modernisierung bezieht sich nicht nur auf Gasleuchten. Bei entsprechendem Modernisierungsbedarf werden auch die Elektroleuchten ausgetauscht. Von der Gesamtanzahl der Gasleuchten stellen wohl die Gasreihenleuchten einen Anteil von 8.400, die im ersten Schritt durch energiesparende Elektroleuchten mit typenähnlichem Erscheinungsbild und Gaslicht ähnlicher Lichtfarbe unter Erhaltung der Mastform ersetzt werden sollen. Des Weiteren sollen die ca. 30.000 in Berlin vorhandenen Gas-Aufsatzleuchten vom TYP Bamag-U7 durch Elektrifizierungslösungen mit LED- Leuchtmitteln ausgerüstet werden, allerdings befindet sich diese Lösung noch in der Entwicklungs- und Prüfungsphase.
Es gibt dann auch noch die sog. Gas-Aufsatz-Modellleuchten (die sogenannten Schinkel-Leuchten), die in Dorfkernen und vorgründerzeitlichen Quartieren existieren und auch erhalten bleiben sollen.
Sie fragen, wie ich diese Umstellung bewerte?
Wie gesagt, bisher habe ich mich mit diesem Thema noch nie beschäftigt. Allerdings habe ich doch berufliche Erfahrungen hinsichtlich der LED-Technik und Leuchtmittel. Zur Erinnerung, ich bin mit einer Existenzgründungsberatung selbstständig. Diese „neue“ und moderne Leuchtmitteltechnik ist deutlich die Technik „von morgen“. Es ist erstaunlich, was mit dieser innovativen Technik alles neu möglich ist und auch ersetzt werden kann. Manches erscheint mit der neuen Technik wesentlich schöner, als es vorher war oder sein konnte.
An dieser Technik kommt letztendlich keine Kommune vorbei. Das ist in meinen Augen eine Tatsache. Mit dieser Technik haben wir m.E. zurzeit das energieeffizienteste und kostengünstigste Leuchtmittel am Markt. Für die Kommunen ein ganz wichtiger Aspekt.
Von Seiten der CDU müssen beim Thema Beleuchtung zusätzlich die Aspekte Verkehrssicherheit, innere Sicherheit und Stadtgestaltung berücksichtigt werden. Die CDU unterstützt in diesem Zusammenhang grundsätzlich die Modernisierung der Berliner Straßenbeleuchtung. Allerdings ist die Frage der Qualität und der Beitrag der Leuchten zur Stadtgestaltung von besonderer Bedeutung. Unter Berücksichtigung aller genannten Aspekte muss die Umstellung behutsam vorgenommen werden. Es gilt auch insbesondere historische und kulturbedeutende Aspekte in den Umgestaltungsprozess mit einzubeziehen.
Ihre Frage, ob ich eine Chance sehe an dieser Stelle noch eine politische Kehrtwende herbeizuführen, kann ich so nicht beantworten.
Für mich stellt sich eher die Frage, macht es Sinn eine politische Kehrtwende herbeizuführen?
Nach meinen Ergebnissen zu diesem Thema,
-sollen die sog. Schinkel-Leuchten erhalten bleiben.
-Weiterhin werden ca. 8400 Gasreihenleuchten ähnlich aussehen und der Mast bleibt erhalten.
-Die restlichen Leuchten sollen noch in der Entwicklungs- und Prüfungsphase sein.
Was mir zum Schluss eigentlich von Ihnen fehlt, ist Ihr Grund oder der Grund, warum Sie offenbar möchten, dass die Leuchten weiterhin mit Gas betrieben werden. Leider haben Sie das nicht geschrieben. Das würde mich jetzt aber interessieren. Insoweit würde ich mich freuen, wenn Sie mir unter info@kerstinneumann.de dazu ergänzend schreiben.
Vielen Dank und Ihnen alles Gute
Ihre
Kerstin Neumann