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Kerstin Köditz
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Frage von Joachim H. •

Frage an Kerstin Köditz von Joachim H. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Köditz,

erst kürzlich wurde in Chemnitz das Bild eines jungen Künstlers zerstört, nur weil dieser eine politisch nicht genehme Meinung vertritt. Das Bild in einer Berufsschule, rund 30 m² groß, zeigte ausschließlich die Stadtansicht von Chemnitz nach alten Vorlagen. Wie ist es möglich, dass heute im Jahr 2009 es wieder zur Zerstörung von Kunst kommen kann? Wer ist dafür verantwortlich? In Chemnitz gibt es ein sogenanntes "Kulturbüro Sachsen e.V.", warum haben die sich nicht schützend für das Bild eingesetzt? Wofür ist dieses Kulturbüro überhaupt da, wenn es nicht zur Pflege der Kunst dient? Wird es von Steuergeldern alimentiert?

Als Sachse, der aus der Nähe von Chemnitz stammt, interessiert mich dieser doch unglaubliche Fall sehr, deshalb habe ich diese Fragen auch an Spitzenpolitiker der anderen Parteien gerichtet.

http://www.sueddeutsche.de/panorama/585/465177/text/

Durch diesen Artikel in der Süddeutschen wurde ich auf diesen Fall aufmerksam.

Mit freundlichen Grüßen
Joachim Hahn

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Hahn!

Mir ist gut verständlich, dass gerade Sie nach dem Besuch von Felix Menzel beim Juli-Treffen des „Runden Tisches Dingolfing“ eine Frage zur Zerstörung des Wandbildes von Benjamin Jahn Zschocke in Chemnitz stellen. Ihre Meinung allerdings scheint bereits vor der Beantwortung der Frage festzustehen. Auf der Homepage Ihrer Gruppierung heißt es über das Kulturbüro Sachsen u.a., man solle es „eher Büro zum Denunzieren freiheitlich und demokratisch denkender Menschen“ nennen, es handele sich um „"Kopfgeldjäger" wie früher im Wilden Westen“. Ihre Frage, ob das Kulturbüro Sachsen „von Steuernmitteln alimentiert“ werde, verstehe ich als rhetorisch, da Sie darüber natürlich bereits informiert sind.
Auch ich bin selbstverständlich über diesen Vorgang informiert. Ihr Referent Felix Menzel und der betreffende Künstler sind nicht nur „Schulfreunde“, sondern sie waren in der gleichen Pennalen Burschenschaft aktiv. Heute ist Menzel bei der extrem rechten „Konservativ Subversiven Aktion“ und bezeichnet sich selbst als Vertreter der „Neuen Rechten“. Sein „Schulfreund“, der Künstler, ist aktiv bei Pro Chemnitz.DSU, einer rechten Sammlungsgruppe, in der sich frühere und aktuelle Mitglieder u.a. von DSU und REPublikanern treffen. Die Kontakte Menzels zu offenen Neonazis konnte ich bei einer Veranstaltung in Chemnitz selbst beobachten. Dies dürfte Sie, Herr Hahn, bei Ihrer eigenen politischen Vergangenheit aber wohl kaum daran hindern, beide weiterhin als honorige junge Leute zu betrachten.
Worum geht es Ihnen eigentlich? Ist Ihnen die Verteidigung der Freiheit der Kunst ein Anliegen oder steht bei Ihnen – ähnlich wie bei der sächsischen NPD – die Agitation gegen jene zivilgesellschaftlichen Organisationen im Vordergrund, die in unserem Freistaat unverzichtbar sind, wenn es darum geht die Vorherrschaft der militanten extremen Rechten zu verhindern?
Die Freiheit der Kunst gehört zu den Grundrechten und ist somit für mich ein wichtiges Gut. Ich bin gerne bereit, mit Demokratinnen und Demokraten darüber zu diskutieren, ob dieses Grundrecht in diesem Fall verletzt worden ist, wo eventuell Fehler gemacht worden sind und welche Handlungsalternativen es gegeben hätte. Ich bin allerdings nicht bereit, als Stichwortgeberin für Ihre Agitation zu dienen.