Frage an Kerstin Griese von Alexander von M. bezüglich Frauen
Sehr geehrte Frau Griese,
ich nehme Bezug auf mein Schreiben vom 05.03.09 bzw. auf Ihre Antwort vom 27.03.09.
Zunächst möchte ich festhalten, dass ich die in meinem Schreiben zitierte Meinung nicht in ihrer Gesamtheit teile. Der Autor lässt einigen persönlichen Frust mitschwingen… Dennoch interessiere ich mich für dieses Thema und wollte auch Ihre Meinung als Ausschussvorsitzende dazu erfahren.
Leider gingen Sie in Ihrer Antwort nicht auf die Frage ein, warum ausschließlich Frauen die Position der Gleichstellungsbeauftragten wählen dürfen. Der Vorwurf, es handele sich bei der dann gewählten Person lediglich um eine „Frauenbeauftragte“, kommt dann natürlich recht schnell auf und ist auch nur schwer von der Hand zu weisen: Eine von Frauen gewählte Frau wird nur schwerlich von allen Betroffenen als Gleichstellungsbeauftragte/r akzeptiert werden.
Ich darf selbst in meiner Gremienarbeit beobachten, wie die an sich qualifizierte Frau, die als Gleichstellungsbeauftragte teilnimmt, darum kämpfen muss, von den andern Teilnehmern ernst genommen zu werden. Sie hat soviel mit der Arbeit um Anerkennung zu tun, dass sie kaum Projekte umsetzen kann…
Des Weiteren haben Sie in Ihrer Antwort behauptet, dass Frauen in Deutschland bei gleicher Leistung im Durchschnitt 23 Prozent weniger verdienen als Männer.
Ich kann jedoch leider nicht nachvollziehen, wie Sie auf diesen Wert kommen. Schließlich werden heutzutage die allermeisten Arbeitnehmer nach Tarif bezahlt. Diese Tarife wiederum machen keinen Geschlechterunterschied. Ich möchte Sie deshalb bitten, diese Zahl zu belegen!
Und dass es bestimmt konkrete Einzelfälle gibt, in denen Frauen bei gleicher Leistung weniger verdienen als Männer, will ich ebenso gerne akzeptieren, wie es auch Männer gibt, die bei gleicher Leistung weniger verdienen. Einzelfälle wird es nun mal voraussichtlich immer geben. Dennoch sei dann die Frage erlaubt: Was bedeutet „im Durchschnitt“?
Mit freundlichen Grüßen,
Alexander von Moltke
Sehr geehrter Herr von Moltke,
ich halte es grundsätzlich für nachvollziehbar, dass eine Gleichstellungsbeauftragte auch als Frauenbeauftragte arbeitet und somit auch nur Frauen wählbar sind. Die von Ihnen geschilderten Erfahrungen entsprechen im großen und ganzen nicht den Eindrücken, die ich von den Tätigkeiten der Gleichstellungsbeauftragten habe.
Richtig ist sicherlich, dass nicht alle Männer die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten ernst nehmen. Doch das ist genau der Grund, warum wir engagierte Frauen in diesen Positionen brauchen. Zumal ein Bewusstseinswandeln feststellbar ist: gerade jüngere Männer unterstützen das Ziel, gemeinsam für mehr Gleichstellung zu sorgen.
Dass Frauen im Durchschnitt 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen, ist tatsächlich eine schwer zu glaubende Zahl. Doch es ist die traurige Realität. Mehr Informationen finden Sie dazu im Dossier Entgeltgleichheit http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=121232.html , das soeben vom Bundesfrauenministerium vorgelegt wurde.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Griese