Frage an Kerstin Griese von Heike R. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Frau Griese,
die Gerechtigkeitslücke zwischen Pensionen und Renten wird immer größer.
Der Staat meint eine Fürsorgepflicht für seine Staatsdiener zu haben. Ich meine, der Staat hat ebenso eine Fürsorgerpflicht für seine Bürger, die die Pensionen der Staatsdiener finanzieren.
Die Pensionen von Beamten sind nicht nur doppelt so hoch wie die Renten, sie sind in den vergangenen zehn Jahren auch fast doppelt so stark gestiegen.
Beamte bekommen im Alter nicht nur erheblich mehr Geld als Rentner, ihre Pensionen steigen auch stärker!
Die Versorgungshöhe:
Ruhestandsbeamte bekommen im Schnitt z. T. mehr als doppelt so viel wie Rentner. Laut Statistisches Bundesamtes kassierte ein Bundesbeamter vergangenes Jahr 2340 Euro Pension, ein Kommunalbeamter 2380 Euro und ein Landesbeamter sogar 2570 Euro.
Die Eck-Rente (45 Jahre Durchschnittsverdienst) lag bei 1263 (Ost: 1121) Euro. Tatsächlich liegen die Renten oft niedriger, weil viele keine 45 Versicherungsjahre einzahlen oder schlecht verdienen. So bekam ein Mann im Schnitt 1118 (Ost: 1300) Euro Altersrente und eine Frau 417 (Ost: 734) Euro.n.
quelle: http://www.bild.de/geld/wirtschaft/rente/beamten-pensionen-steigen-fast-doppelt-stark-wie-renten-30015142.bild.html
Die unterrschiedlichen Versorgungshöhen zeigen, dass von der angeblich wirkungsgleichen Übertragung der Rentenkürzungen auf Beamte keine Rede sein kann!
Wie lange meinen Sie, lassen sich diese Unterschiede in der Versorgung auf Dauer noch halten? Wann endlich werdendie Pension, wie Renten auch, der Realität angepasst und drastisch gesenkt und die Gerechtigkeit hergestellt?
Weshalb wird öffentlich ausgiebig über die Renten diskutiert, aber nicht ebenso ausgiebig über die "Zeitbombe" der völlig ausgeuferten Pensionslasten?
Wird nicht gehandelt, weil die Entscheidungsträger selbst meist Beamte sind?
Heike Rogall
Sehr geehrter Frau Rogall,
der von ihnen zitierten Statistik aus der Bild-Zeitung fehlt nahezu jede Aussagekraft. Wenn Sie die durchschnittlichen Renten mit den Pensionen in der öffentlichen Verwaltung vergleichen, ermitteln sie selbstverständlich erhebliche Unterschiede. Deutliche Unterschiede gäbe es aber auch, wenn Sie die Durchschnittsrente mit der Altersversorgung von McDonald’s-Beschäftigten oder Deutsche-Bank-Mitarbeitern vergleichen. In Betrieben, die zumeist höher qualifizierte Beschäftigte haben und diese auch entsprechend höher bezahlen, ist die Altersversorgung insgesamt höher. Das gilt sowohl für die öffentliche Verwaltung als auch für Privatunternehmen, die teilweise noch beträchtliche Betriebsrenten (die die Bild-Zeitung verschweigt) zusätzlich zahlen.
In der öffentlichen Verwaltung gibt es sowohl Angestellte als auch Beamte. Letztere sind zumeist in hoheitlichen Tätigkeiten und in den höher qualifizierten (besser bezahlten) Bereichen zu finden. Allein das erklärt die Lücke zwischen Rente und Pension.
In den letzten Jahren sind die Renten zu wenig gestiegen, dies war eine Folge der zu geringen Tarifsteigerungen, an denen die Rentenerhöhungen bemessen werden. Diese Zeit ist hoffentlich vorbei. Mit dem Mindestlohn haben wir eine Lohnuntergrenze eingezogen, die auch bei den Tariflöhnen eine Bewegung nach oben auslösen wird.
Der soeben vorgelegte Rentenversicherungsbericht weist nach, dass sich die Chancen für ältere Menschen auf dem Arbeitsmarkt deutlich verbessert haben. Das zeigt, dass wir mit unserer Politik auf dem richtigen Weg sind. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass sie wegen des steigenden Fachkräftemangels und geburtenschwacher Jahrgänge auf die Kenntnisse und Erfahrungen der Älteren nicht verzichten können. Die Beteiligung an Erwerbsarbeit ist bei den über 55-Jährigen in Deutschland stärker gestiegen als in allen anderen EU-Ländern. Die Stabilität der Rentenversicherung beruht auf den hohen Zahlen Beschäftigter in Deutschland. Deshalb muss unser Augenmerk darauf liegen, weiter viele Menschen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu bringen. Die Senkung des Rentenbeitrages zum 1. Januar um 0,2 Punkte trägt dazu bei.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Griese