Kerstin Griese MdB
Kerstin Griese
SPD
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Frage von Heike S. •

Frage an Kerstin Griese von Heike S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Griese,

ich habe gelesen, daß Sie die Rede des Papstes im Bundestag befürworten. Müßten Sie nicht als Vertreterin der Evangelischen Kirche Protest gegen diese Rede anmelden?

Mit freundlichen Grüßen
Heike Schmidt

Kerstin Griese MdB
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Schmidt,

für mich ist es eine Frage des Respekts – auch gegenüber den vielen Bürgerinnen und Bürgern katholischen Glaubens – dem Papst bei seiner Rede im Bundestag zuzuhören. Denn Dialog und die Fähigkeit des Zuhörens sind das Mindeste, was wir im Zusammenleben brauchen – egal, ob wir Mitglied einer christlichen Kirche sind, muslimischen, jüdischen oder anderen Glaubens sind, oder gar keiner Religion angehören. Deswegen hat mich die Diskussion über einen angeblichen Boykott der Papst-Rede geärgert.

Sicherlich stimme ich vielen Positionen, die der Papst vertritt, nicht zu. Er wird aber im Bundestag formal in der Rolle eines Staatsoberhauptes sprechen. Auch in dieser Frage der Staatlichkeit gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den beiden großen Kirchen. Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider hat das sehr deutlich gesagt: „Es irritiert mich tief, dass die römisch-katholische Kirche nicht nur eine Kirche ist, sondern auch ein Staat“, sagte er in diesem Zusammenhang. In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau erklärte Schneider: „Wir haben in der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 bekannt, die Kirche hat keine staatliche Art. Die Kirche als staatliches Organ – das geht gegen unser Bekenntnis“, betonte Präses Schneider. Jesus habe gesagt, sein Reich sei nicht von dieser Welt.

Ich gebe zu: Ich bin gespannt auf die Rede von Benedikt XVI. Ich erwarte deutliche Worte zu aktuellen Themen und insbesondere zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche und zur Rolle der Frauen. Ich hoffe als evangelische Christin, dass der Papst sich zu Fortschritten in der Ökumene bekennt.

Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Griese

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