Frage an Kersten Steinke von Guido F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Naumann,
bezugnehmend auf Ihre Antwort an Herrn Wurth, frage ich mich, ob Sie nur die Dinge lesen und verstehen, welche Ihrer Meinung entsprechen.
Finden Sie es nicht selbst haarsträubend, wenn Sie die Auffassung, "dass es eine mehr oder weniger feste Reihenfolge beim Ausprobieren psychoaktiver Substanzen gibt", als Gefahrenpotential des Hanfs verkaufen wollen? Liegt nicht vielmehr Alkohol am Anfang dieser Reihenfolge?
In diesem Zusammenhang wundert mich sehr, dass sich der Petitionsausschuss gegen ein generelles Alkoholverbot ausgesprochen hat und sich sogar weigerte Alkohol als Droge zu bezeichnen. Obwohl Alkohol ganz objektiv eine der gefährlichsten Drogen darstellt und sein Gefahrenpotential nur knapp unterhalb dessen des Heroins und des Kokains liegt (vgl. "The Lancet", S.1074, 2007), wurde Alkohol als "Lebens- und Genussmittel" bezeichnet.
Wie schätzen Sie selbst die Risiken und reellen Auswirkungen des Alkoholkonsums ein?
Stellt Alkohol für Sie eine geringere Gefahr dar als Cannabis? Wenn ja, wie gelangten Sie zu dieser Meinung?
In den vergangenen Jahren wurden jährlich weit mehr als 100.000 Strafanzeigen gegen Cannabiskonsumenten erstattet. Für die Betroffenen und ihr soziales Umfeld bedeuten Strafverfolgung und Gerichtsverhandlungen schwere Eingriffe in persönliche Grundrechte, sowie starke psychische Belastungen. Neben diesen weitgehend individuellen Folgen, existieren aber auch gesellschaftliche Belastungen des Cannabisverbots. So berechnete der Deutsche Hanfverband, dass die Durchsetzung des Verbots Kosten von ca. einer Milliarde Euro jährlich verursacht. Die Ausgaben für nicht-repressive Drogenpräventionsmaßnahmen sind mit 30 Millionen Euro vergleichweise winzig.
Halten Sie es für möglich und vertretbar, dass das Cannabisverbot, sowohl individuell als auch gesellschaftlich, schlimmere Folgen hat, als der Konsum von Hanf?
Verhindert das Verbot nicht sogar einen wirksamen Jugendschutz?
Freundliche Grüße
Guido Friedewald
Sehr geehrter Herr Friedewald,
wie bereits in den vorangegangenen Antworten lehne ich Drogenmißbrauch
ab – ohne Rang– und Reihenfolge.
Ich antworte hier als Bundestagsabgeordnete der Fraktion DIE LINKE. Bei
Fragen an den Petitionsausschuss – wenden Sie sich bitte an diesen.
Darüber hinaus möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass die
mehrheitliche Meinung der großen Koalition im Petitionsausschuss nicht
meine sein muss.
Mit freundlichen Grüßen
Kersten Naumann