Frage an Kersten Steinke von Georg W. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Naumann,
Mit Bezug auf Ihre Antwort vom 25.04.2007 auf die Frage von Herrn Schöner vom 23.04.2007 bezüglich der Legalisierung von Cannabis, um den Schwarzmarkt und die mit ihm verbundenen Probleme wie Streckmittel und fehlender Jugendschutz zu verhindern, http://www.abgeordnetenwatch.de/kersten_naumann-650-5982--f61188.html#frage61188 möchte ich Sie gerne auf eine auf mehreren Studien basierende Information und Einschätzung der Drugcom hinweisen, einem Projekt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Dort wird die auch von Ihnen geteilte These, dass Cannabis eine Einstiegsdroge sei, widerlegt. Die Einschätzung der Drugcom kam zu dem Schluss, dass der Weg in den Drogengebrauch und seine mögliche Verhaltensverfestigung durch komplexe Ursachen und Verläufe charakterisiert ist. Dabei ist die Substanz Cannabis nur ein Faktor von vielen und auch angesichts neuer Studienergebnisse ganz sicher nicht die Einstiegsdroge. Den kompletten Bericht der Drugcom finden Sie unter: http://www.drugcom.de/?uid=2c34353350a57dadd21df6a03d023905&id=topthema&sub=98
Vor diesem Hintergrund frage ich Sie, ob Sie trotz der Einschätzung der zuständigen Regierungsbehörde bzw. deren Sprachrohr "drugcom" bei der Einschätzung bleiben, dass Cannabis eine Einstiegsdroge sei? Finden Sie es ggf. auch vor dem Hintergrund, dass Cannabis nicht als Einstiegsdroge gelten kann - jedenfalls nicht mehr als Alkohol und Tabak - sinnvoll, die Strafbarkeit von Cannabiskonsum und die damit verbundenen Probleme mit dem Schwarzmarkt weiter aufrechtzuerhalten?
Des weiteren möchte ich Sie auf eine Studie aufmerksam machen, welche sich mit der Schädlichkeit von Cannabis im Vergleich zu Zigaretten beschäftigt. Diese Studie widerlegt Ihre Aussage, dass das Rauchen von Cannabis schädlicher sei als das Rauchen von Zigaretten. Die Studie finden Sie auf http://www.pressetext.ch/pte.mc?pte=060526009
Mit freundlichen Grüßen
Georg Wurth
Deutscher Hanfverband
Sehr geehrter Herr Wurth,
Sie scheinen aus dem zitierten Bericht unter drugcom.de nur das herausgelesen zu haben, was ihrer Meinung entspricht. Es steht eindeutig drin, das nur die simple Schrittmacherthese hinterfragt wurde, dass der Diskussionsprozess neu entfacht wurde, weil zwei (!) Wissenschaftler diese These bestreiten. Es steht aber auch drin (Zitat): „Dennoch ist es nicht von der Hand zu weisen, dass es eine mehr oder weniger feste Reihenfolge beim Ausprobieren psychoaktiver Substanzen gibt.“ Meine Argumente gegen Drogenmissbrauch und Drogeneinstieg, die ich im Jahre 2007 in der besagten Antwort dargelegt habe, sind vielfältiger als nur am Begriff „Einstiegsdroge“ und Cannabis festzumachen. Der Einstieg in Drogen fängt meistens harmlos mit einer Zigarette, einem Joint in der Schule oder auf der Disco an. Einstieg heißt für mich aber auch potentielle Gefahr für Abhängigkeiten, die für den Konsumenten physische und psychische Folgen haben kann. Ich hoffe, Sie haben auch die im Bericht benannten körperlichen und psychischen Folgen und Abhängigkeiten bzw. Entzugserscheinungen gelesen. Natürlich ist der Einstieg in Drogen (ob Cannabis oder Tabak generell oder Alkohol) immer vielschichtig und multifaktoriell – bis hin zu sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Ursachen und Traditionen. Aber selbst die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und das Projekt drugcom bestreiten nicht die Anfälligkeit für Opiatkonsum. Zitat: „Demnach würden Veränderungen im Gehirn Jugendlicher möglicherweise doch eine grundlegende Anfälligkeit für Opiatkonsum nach sich ziehen.“ Was die Studie der höheren Schädlichkeit von Zigaretten betrifft, ist die Presse-Überschrift „Marihuana verursacht keinen Lungenkrebs“ schlichtweg falsch. Zwar haben in dieser einen Studie mit nur 1200 Krebskranken die Probanden mit Marihuana-Konsum besser abgeschnitten, aber es reicht wohl auch, wenn 20% der Lungenkrebs- und 30% der anderen Krebsarten auf Marihuanarauch zurückzuführen sind.
Mit freundlichen Grüßen
Kersten Naumann