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Frage von Michael S. •

Frage an Kersten Artus von Michael S. bezüglich Gesundheit

Soll es Ausnahmeregelungen beim Nichtraucherschutz z.B. für kleine Eckkneipen geben?

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Antwort von
DIE LINKE

Lieber Michael Schüler,

Wer raucht, entscheidet nicht frei, ob er aufhört oder nicht, denn er ist süchtig - dies vorweg. Vielen Dank für Ihre Frage. Die Linke wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach ihrem Einzug in die Bürgerschaft für den Beibehalt des Nichtraucherschutzgesetzes auch in kleinen Eckkneipen aussprechen. Es gibt zwar keinen Parteibeschluss zu diesem konkreten Thema, aber Gesundheitsschutz genießt bei uns die höchste Priorität - und steht über wirtschaftlichen Interessen, sowohl denen der Zigarettenindustrie wie auch denen den Gastronomen und auch denen des Staates, der ja Unmengen von Steuern durch das Rauchen kassiert.

Viele nikotinabhängige Menschen haben das Rauchverbot, das seit Anfang des Jahres in Hamburg gilt, genutzt, um endlich von ihrer Sucht loszukommen - ich inklusive! Vielen „trockenen“ Raucher/-innen wird es durch das Verbot leichter fallen, nicht mehr zum Glimmstängel zu greifen, weil sie in einer Kneipe oder in einem Restaurant nicht mehr dazu verführt werden. Ein Glas Wein, so machen viele die Erfahrung, schmeckt sogar noch besser ohne Zigarette - weil die Geschmackssensibilität wieder größer wird, wenn man nicht mehr raucht. Das ist auch meine persönliche Erfahrung.

Wer noch raucht - ob aus Prinzip oder weil er gegen die Sucht nicht ankommt, befriedigt sein Bedürfnis seit Anfang des Jahres vor der Tür. Das geht nach meiner Kenntnis ohne Probleme. Viele Raucher/-innen schätzen es zudem ebenfalls, nicht mehr in vollgequalmten Kneipen sitzen zu müssen, um Geselligkeit erleben zu können. Ich gebe zudem zu bedenken, dass viele Menschen deswegen nicht in Kneipen gehen, weil die Luft in der Regel durch den Zigarettenqualm toxisch belastet und damit gesundheits gefährdend ist.

Ich bin unschlüssig, ob der Nichtraucherschutz die Existenz von kleinen Eckkneipen gefährdet. Fakt ist, dass es vielen Kleingastronomen seit langem nicht gut geht. Die liegt vor allem daran, dass sich viele Menschen aufgrund ihrer sozialen Lage keine regelmäßigen Kneipenbesuche mehr leisten können. Wer will letztendlich genau beurteilen, ob eine eventuelle „Pleite“ am Rauchverbot oder an einer schon vorher vorhandenen Flaute liegt? Die kleinen Gastronomen wären aus meiner Sicht gut beraten, wenn sie um neue Kunden/-innen werben anstatt vor Gericht zu ziehen um das Nichtraucherschutzgesetz wieder zu kippen.

Nachgewiesen ist, dass circa 80 Prozent aller Raucher/-innen nikotinabhängig sind. Nikotin verursacht eine Art Gehirnwäsche. Nikotin ist nach Kokain das stärkste Suchtgift. Ich möchte niemandem seine Objektivität und Meinungsfreiheit streitig machen, aber die Erkenntnisse über das Suchtmittel Nikotin lassen durchaus den Rückschluss zu, dass der freie Wille durch die Wirkung des Giftes erheblich eingeschränkt ist. Dass die FDP mobil macht für „Freiheit für Raucher“ finde ich in Anbetracht der medizinischen Erkenntnisse über die Folgen des Rauchens fahrlässig. Das ist aus meiner Sicht eine reine Stimmenfangmethode. Mit diesem Ticket in die Bürgerschaft einzuziehen, ist impertinent.

Mit freundlichen Grüßen

Kersten Artus