Frage an Kersten Artus von Vanessa E. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Artus,
ich stehe kurz vor meinem Abschluss und habe immer noch keinen Ausbildungsplatz nach etlichen Bewerbungen und Absagen. Werden sie auch dafür Sorgen das Hamburg mehr Ausbildungsplätze vergibt?
Mit freundlichen Grüßen
Vanessa Engellenner
Liebe Vanessa Engellenner,
Vielen Dank für Ihre Frage. Ihr Wunsch wird einer unserer ersten politischen Initiativen sein: Wir wollen mit einer gesetzlichen Ausbildungsplatzabgabe dafür sorgen, dass die Freie und Hansestadt Hamburg sowie die in Hamburg ansässigen Betriebe mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen.
Zwar scheinen sich alle Seiten - Senat, Wirtschaft, Gewerkschaften und Linke - vordergründig einig, dass mehr für Ausbildungsplätze getan werden muss, die Lösungswege können jedoch unterschiedlicher nicht sein: Zum Beispiel klagt die Handelskammer als Interessenorganisation der Hamburger Unternehmer (140.000 Mitgliedsunternehmen mit knapp 800.000 Beschäftigten, dass die SchülerInnen und StudentInnen den Anforderungen der Wirtschaft nicht gerecht würden. Zur Lösung plädiert sie in ihren schriftlich vorgelegten Forderungen an den Senat 2008-2012 für eine forcierte Elitenbildung. Dem soll die Einführung des Zweisäulenmodells aus Stadtteilschule und Gymnasium und die Förderung der „Exzellenzbildung" an den Universitäten dienen. Ungeachtet der Tatsache von 20.000 fehlenden Ausbildungsplätzen fordert den endgültigen Verzicht auf eine Ausbildungsplatzabgabe. Die Handwerks- und Handelskammer sprechen sogar von einer „entspannten" Lage im Ausbildungsbereich.. Hotlines werden eingerichtet, Azubi-Paten sollen helfen und die Online-Lehrstellenbörsen sind voll mit Ausbildungsplatzangeboten, die Mitte Juli 2007 ins Netz gestellt wurden. Mit diesen Aktivitäten und vielen Kommentaren soll gezielt Stimmung gemacht werden nach dem Motto: SchulabgängerInnen, die jetzt noch eine Lehrstelle suchen sind selbst Schuld. Die Wirtschaft bietet genügend an und es bleiben sogar noch viele Lehrstellen unbesetzt.
Der Hamburger CDU- Senat jubelt die bittere Ausbildungsplatzsituation klein und besteht darauf, dass 2007 das bisher erfolgreichste Jahr für den lokalen Arbeitsmarkt gewesen sei. Dabei hat er mit seiner harten Spar- und Konsolidierungspolitik erheblich dazu beigetragen, dass SchulabgängerInnen wie Sie keinen Ausbildungsplatz finden. Er hat Arbeitsmarktpolitik auf die Subventionierung von Unternehmen reduziert und massiv den Aufbau eines Niedriglohnsektors gefördert. Senator Dräger stellt als Reaktion auf Engpässe am Arbeitsmarkt lediglich ein sog. „Talent-Konzept" vor, das im Endeffekt dazu führt, gut ausgebildete junge Menschen aus dem Ausland zu holen.
Zurecht warnt der DBD-Vorsitzende Erhard Pumm: „Unsere Arbeitsgesellschaft verliert nach unten den Halt und nach oben die Moral." Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert von einer neuen Regierung in Hamburg mehr Anstrengungen für „gute Arbeit" und ein Recht auf Ausbildung. „Die Wirtschaft boomt, doch die Arbeitsbedingungen vieler Beschäftigten werden immer schlechter." Nur 15 Prozent der Hamburger Unternehmen bilden aus.
DIE LINKE. fordert die gesetzliche Ausbildungsumlage für Hamburg, das Berufsbildungsgesetz gibt in den §§ 7 und 43 den Bundesländern dazu ausdrücklich die Möglichkeit. Ich bitte Sie, liebe Vanessa Engellenner, am kommenden Sonntag um Ihre Stimme (Listenplatz 10), damit wir den Druck für mehr Ausbildungsplätze auch in der Bürgerschaft aufrecht erhalten können und wünsche Ihnen persönlich Erfolg bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz in einem Beruf, der Ihnen Spaß bringt.
Mit freundlichen Grüßen
Kersten Artus