Frage an Kersten Artus von Uwe H. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Artus,
wie erklären Sie sich das völlige Desinteresse Ihrer Partei zum Thema Tierschutz? Kennen Sie das Buch von Jonathan S. Frör "Tiere essen" oder von Karen Duve "Anständig essen"?- können LINKE angesichts von Massentierhaltung und der industiellen Verwertung von Tieren wirklich schweigen und sollte Ihre Partei sich nicht grundsätzlich für die Achtung vor lebendigen Wesen einsetzen? Damit möchte ich wohlgemerkt keinesfalls Mensch und Tier gleichsetzen oder alle Linken zur vegetarischen Ernährung überreden. Mich wundert nur diese völlige Ignoranz zu diesem Thema, dass ja angesichts der jüngsten Lebensmittelskandale wieder hochaktuell ist.
Mit freundlichen Grüßen
Uwe Heissler
Lieber Herr Heissler,
vielen Dank für Ihre Frage. DIE LINKE steht für einen konsequenten Tierschutz. Die Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft hat in der nun vorzeitig endenden Wahlperiode einen Antrag für ein Verbandsklagerecht für Tierschutzverbände eingebracht - der leider aufgrund der schwarzgrünen Mehrheit nicht durchgekommen ist. Wir stehen außerdem für das Verbot von Wildtieren in Zirkussen und dafür, dass die Kategorie 1 im Hundegesetz, die „unwiderlegbar gefährliche Hunderassen“ definiert, gestrichen wird. Unsere Landesarbeitsgemeinschaft „Tierschutz und Ökologie“ engagiert sich zudem zu zentralen Fragen des Tierschutzes. Gleiches gilt für unseren Jugendverband „Solid“.
Sie spielen mit Ihrer Frage auf unseren Landesparteitag Anfang Januar 2011 an, auf dem es leider nicht gelungen ist, einen umfangreicheren Absatz zum Tierschutz in das Wahlprogramm aufzunehmen. Wir werden aber künftig die Diskussion um inhaltliche Positionen des Hamburger Landesverbandes um Tierrechte nachhaltig führen. Das Tier muss einen größeren Stellenwert bekommen. Nicht nur in der Linken, sondern auch in der gesamten Politik und in der Gesellschaft. CDU und SPD haben im Übrigen keinen einzigen Satz zum Tierschutz in ihren Wahlprogrammen zur Bürgerschaftswahl am 20. Februar 2011!
Dafür steht DIE LINKE:
* Für die Forschung und Anwendung tierversuchsfreier Prüfmethoden sind erheblich mehr Mittel als bisher notwendig.
* Lehrstühlen und Professuren zur Förderung der Wissenschaft und Forschung im Bereich alternativer Versuchsverfahren.
* Tierversuche im pharmazeutischen und wissenschaftlichen Bereich müssen durch tierversuchsfreie Alternativen ersetzt, die dafür nötige Forschung finanziell besser unterstützt werden.
* Eine höhere Transparenz bei allen Tierversuchsverfahren.
* Das Hamburgische Informationsfreiheitsgesetz (HmbIFG) vom 17. Februar 2009, welches (trotz vorhandener Mängel und Lücken) dieses Recht auf freien Zugang zu Informationen gewährleistet, wird durch DIE LINKE entsprechend verteidigt werden. Eine gebührenfreie Auskunftserteilung sollte schon auf Grund des gleichberechtigen und sozial unabhängigen Zugangs angestrebt werden. DIE LINKE wird in die neugewählte Bürgerschaft einen entsprechenden Antrag zur Änderung des Informationsfreiheitsgesetzes einbringen.
* Die Haltung von Legehennen in Kleingruppen muss verboten werden, nach dem die Käfighaltung heute illegal ist.
* Es müssen neue hohe Standards für die Massentierhaltung eingeführt werden.
* Wir unterstützen Prüf- und Zulassungsverfahren für Stalleinrichtungen aller in der Landwirtschaft gehaltenen Nutztierrassen. Zusätzlich sollten diese auch für Stalleinrichtungen von Heimtieren gelten.
* Die betäubungslose Kastration männlicher Ferkel muss untersagt werden.
* Lebendtiertransporte von mehr als vier Stunden dürfen nicht mehr durchgeführt werden.
* Tierversuche müssen im Grundsatz verboten und nur in Ausnahmefällen genehmigt werden. Alternative Testmethoden sind nachdrücklicher zu erforschen.
* Ein Tierschutzsiegel auf Lebensmitteln.
DIE LINKE Bund hat außerdem auf ihrer Website eine Stellungnahme abgegeben, die Sie vielleicht interessiert: http://die-linke.de/politik/themen/themen_az/pt/tierschutz/.
Mit freundlichen Grüßen
Kersten Artus