Frage an Katrin Vogel von Andreas P. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrte Frau Vogel,
als Steuerberaterin stehen Sie mitten im Thema Wirtschaft. Als kleiner Unternehmer würde ich gerne von Ihnen wissen, wie stehen Sie zum Thema Mittelstandsförderung? Bisher fühle ich mich mit meinem Handwerksbetrieb mit 9 Angestellten nicht unbedingt vertreten, obwohl doch der Mittelstand und das Handwerk den größten Teil der Arbeitsplätze in Berlin stellen.
Hochachtungsvoll
Andreas Paul
Sehr geehrter Herr Paul,
das Thema Wirtschaft hat für mich oberste Priorität. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht von Mittelstandsförderung gesprochen wird. Das Ergebnis ist leider ernüchternd. In meiner beruflichen Praxis habe vorwiegend mit kleinen und mittelständischen Unternehmen zu tun. Ich kenne die Sorgen und Nöte dieser Betriebe. Die Eigenkapitaldecke ist oft sehr dünn. Ich werde mich dafür einsetzen, dass es mehr Möglichkeiten geben wird, die Kapitalbeschaffung der kleinen und mittelständischen Unternehmen z.B. durch KFW-Kredite zu verbessern und zwar ohne Einschaltung der Hausbank. Auch die Vergabe öffentlicher Aufträge hilft vielen Handwerkern nicht weiter, solange die Zahlungsmoral der öffentlichen Hand mehr als zu wünschen übrig lässt (Bsp: Tempodrom).
Weiterhin bin ich sehr dafür, das Fördermittel, entgegen der derzeit gängigen Praxis, auch an kleine und mittlere Unternehmen vergeben werden und nicht nur an Großinvestoren, die hier oft nach einigen Jahren die Segel streichen, die neu geschaffenen Arbeitsplätze wieder vernichten und samt der Fördergelder das Weite suchen (Beispiel CNH, 70 Mio. Fördergelder für 500 Arbeitsplätze = 140.000 pro Arbeitsplatz). Auch die finanzielle Förderung von neu geschaffenen Ausbildungsplätzen muß verbessert werden. Noch vor etlichen Jahren gab es Zuschüsse für jeden neuen Ausbildungsplatz. Diese Regelung sollte wieder aufleben. Ich bin strikt dagegen, Betriebe mit Strafgeldern zu versehen, wenn sie nicht ausbilden, denn darunter leidet letztendlich auch die Qualität der Ausbildung.
Schon aus diesen wenigen Punkten wird deutlich, dass vieles, was politisch versprochen und gewollt wird, in der Praxis leider nicht erreicht wird. Ich denke, es ist wichtig, dass mehr Unternehmer in die Politik gehen, um immer wieder auf diese Diskrepanz hinzuweisen und sinnvolle Lösungsvorschläge zu unterbreiten.
Ich plädiere beispielsweise für die Einführung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes für arbeitsintensive Handwerksleistungen. 17 von 25 EU- Mitgliedsländern haben dieses in einem Modellversuch der EU bereits umgesetzt. Es ist nicht nachvollziehaber, warum Deutschland sich hier nicht beteiligt.
Von Unternehmer zur Unternehmer kann ich Ihnen eine Mitgliedschaft in der Mittelstandsvereinigung der CDU sehr empfehlen. Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gern in meiner wöchentlichen Sprechstunde (Mittwochs, 17.30-18.30, Grünauer Str.9, 12524 Berlin) zur Verfügung.
Katrin Vogel