Frage an Katrin Göring-Eckardt von Klaus R. bezüglich Politisches Leben, Parteien
Liebe Frau Göring-Eckardt,
Sie propagieren stets die Vielfalt unserer Gesellschaft. Vielfalt ist übrigens mehr als Geschlecht und Herkunft. Wieso findet diese Vielfalt der Gesellschaft in Ihrer Bundestagsfraktion nicht statt?
Wieso bleiben für Handwerker in Ihrer Bundestagsfraktion die Türen verschlossen zu den lukrativen Posten? Politikwissenschaftler sind z.B. deutlich überrepräsentiert, Handwerker muss man bei Ihnen mit der Lupe suchen. Selbst ohne jegliche berufliche Qualifikation und abgebrochenem Studium kann man es bei Ihnen zur Fraktionschefin oder sogar zur Vizepräsidentin des deutschen Bundestages bringen; mit einem Gesellen- oder Meisterbrief hat man bei den Grünen aber anscheinend keine Chance, obwohl 5,3 Millionen Berufstätige im Handwerk tätig sind.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Handwerk/_inhalt.html
Wieso findet DIESE Vielfalt bei den Grünen nicht statt? Will man da lieber unter sich bleiben (mit unter sich meine ich jetzt Studierte und Studienabbrecher)? Wie wollen Sie Handwerker dazu bringen, Sie zu wählen? Sie kennen doch offensichtlich deren Lebenswirklichkeit gar nicht. Wann werden diese Strukturen endlich aufgebrochen in Ihrer Partei?
Viele Grüße
K. R.
P.S.: Es haben übrigens auch nicht 25 % der Mitglieder Ihrer Fraktion einen Migrationshintergrund, so wie es in unserer bunten und offenen Gesellschaft der Fall ist. Kann es sein, dass Migranten oder deren Nachkommen bei den Grünen nicht die gleichen Aufstiegschancen haben wie Menschen ohne Migrationshintergrund?
Sehr geehrter Herr Robenek,
wir sind der festen Überzeugung, dass sich die vielfältigen Perspektiven der Gesellschaft auch in den Parteien abbilden sollten. Das ist eine zentrale Frage der Demokratie. Wir als Grüne Partei sind mit unserem neuen Vielfalts-Statut einen großen Schritt in unserer Parteienentwicklung vorangegangen. Dieses Vielfaltsstatut ist seit dem vergangenen Jahr fest in unserer Satzung verankert. Es beinhaltet einen Vielfalts-Kongress, der alle zwei Jahre stattfindet, eine*n Vielfaltsreferenten*in in der Bundesgeschäftsstelle sowie den Einsatz eines Diversitätsrats. Der Diversitätsrat beschließt die Richtlinien unserer Diversitätspolitik in Absprache mit der Bundesversammlung. Nach wie vor sind gesellschaftliche Gruppen unterrepräsentiert und brauchen eine vernehmbare Stimme, auch in der Politik. https://www.gruene.de/artikel/zusammenhalt-in-vielfalt-ergebnisse-der-ag-vielfalt
Vielfalt kann auch unterschiedliche Bildungshintergründe umfassen und Einstiegshürden in die Politik müssen benannt und gesenkt werden. Unabhängig davon was für einen Bildungsabschluss jemand mit bringt, gilt es vielfältige Perspektiven wertzuschätzen und mit einzubinden. Anders als von Ihnen vermutet bringen auch unsere Abgeordnete ganz unterschiedliche Bildungshintergründe mit. Dennoch sollte Repräsentation nicht lediglich an Bildungsabschlüssen festgemacht werden und nicht mit struktureller Diskriminierung in einen Topf geworfen werden. Hierbei geht es um strukturelle Hürden wie Rassismus, die Menschen von Teilhabe abhalten. Diese Hindernisse müssen wir entschieden bekämpfen.
Mit freundlichen Grüßen,
Büro Göring-Eckardt