Frage an Katrin Göring-Eckardt von Jan S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Abgeordnete,
ich würde gerne wissen, wie sie zum Berufsbild des sogenannten Arbeitskraftunternehmers allgemein und insbesondere zur Situation der Paketzusteller stehen?
Mit freundlichen Grüßen
J. S.
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Frage, die ich auf Bitte von Frau Göring-Eckardt gern beantworte. Ich möchte diese Antwort gern etwas weiter fassen.
Unsere Arbeitswelt befindet sich in einem erheblichen Wandel. Digitalisierung und Globalisierung verändern Berufsbilder und Arbeitsformen. Neue Berufe entstehen, die vor wenigen Jahren noch undenkbar erschienen. Aber eben auch die Art und Weise, wie wir arbeiten, verändert sich. Mobiler, vernetzt, flexibler. Diese Veränderungen haben Chancen, bergen aber auch Gefahren. Wir Grüne wollen den Arbeitsmarkt so gestalten, dass alle davon profitieren. Wir wollen die Chancen und Möglichkeiten nutzen, die Gefahren und Nachteile aber einhegen. Das betrifft Fragen der gerechten Entlohnung genauso wie der sicheren Anstellung, der bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder der Abbau prekärer Beschäftigung.
Der von ihnen angeführte Begriff des Arbeitskraftunternehmers lässt sich auf verschiedene Berufsbilder anwenden. Gemeint ist zunächst durch Entgrenzung entstehender Arbeitstyp, bei dem eine Person gezwungen ist, mit der eigenen Arbeitskraft wie ein Unternehmer umzugehen - also selbständige Planung, Überwachung und Steuerung der eigenen Tätigkeiten, strategische Planung der Arbeitskraft, Selbst-Rationalisierung etc. Man kann über Konzepte wie diese auf wissenschaftlicher Ebene trefflich diskutieren, also beispielsweise, welche Berufsgruppen davon betroffen sind, welche Chancen und Risiken sich mit solchen Prozessen verbinden. Was zum Beispiel für manche Gruppen von Selbständigen (Ärzte, Rechtsanwälte) sinnvoll sein mag, ist für andere Berufsgruppen, die traditionell in einem angestellten Verhältnis arbeiten (Paketzusteller) erhebliche Probleme in sich bergen.
Auf politischer Ebene kommt es für uns Bündnisgrüne darauf an, dass gute Arbeit nicht krank machen darf und langfristige Entwicklungsperspektiven eröffnen muss. Bei befristeten Jobs, Arbeit auf Abruf oder manchen Gruppen von Solo-Selbständigen ist das nicht der Fall. Hier muss Politik auf neue Entwicklungen angemessen reagieren, zum Beispiel durch bessere Formen der Absicherung (Krankenversicherung, Altersvorsorge) für Selbständige oder neue Formen der Arbeitszeitsouveränität. Mehr dazu unter: https://www.gruene-bundestag.de/arbeit/damit-arbeit-gut-ins-leben-passt-26-04-2016.html.
Mit freundlichen Grüßen
Büro Göring-Eckardt