Frage an Katja Pähle von Olaf S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Dr. Pähle,
sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen ist ein furchtbares Verbrechen gegen die körperliche Selbstbestimmung Heranwachsender. Leider werden nach wie vor viele junge Menschen Opfer solcher Taten.
Daher hat der Landesjugendhilfeausschuss Sachsen-Anhalt auf seiner Sitzung am 16. September 2019 ausdrücklich die Einrichtung einer Landeskoordinierungsstelle zur grundlegenden Bearbeitung und Begleitung des Themas der Prävention und Hilfe bei sexualisierter Gewalt von Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen beschlossen (vgl.: https://t1p.de/ljha2019-7-19).
Als Träger der Servicestelle Kinder- und Jugendschutz hat fjp>media eine Skizze für eine solche Koordinierungsstelle entwickelt und sie mit wichtigen thematischen Akteur*innen beraten. Dazu gehören die Fachberatungsstelle Wildwasser Magdeburg, Professor Heinz-Jürgen Voß vom Institut für Angewandte Sexualwissenschaft der Hochschule Merseburg, Jürgen Wolfgang Stein vom Betroffenenrat des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Holger Paech als Kinder- und Jugendbeauftragter des Landes oder die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS) in Nordrhein-Westfalen, die im vergangenen Jahr eine vergleichbare Landesstelle aufgebaut hat.
Die Ergebnisse der Konsultationen und Anregungen wurde in die Skizze aufgenommen.
Vor gut einem Monat hat Ihre Partei bzw. die Landtagsfraktion die Skizze mit der Bitte bekommen, sich mit der Idee einer Landeskoordinierungsstelle auseinandersetzen und uns Ihre Gedanken und Hinweise dazu mitteilen.
Da es bislang noch keine Rückmeldung gibt, würde ich gern wissen:
Werden Sie und Ihre Partei sich in der kommenden Legislatur für die Einrichtung einer Landeskoordinierungsstelle zu Prävention und Hilfe bei sexualisierter Gewalt von Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen einsetzen?
Mit freundlichen Grüßen
Olaf Schütte
Sehr geehrter Herr Schütte,
wir danken Ihnen für die Übersendung Ihrer Skizze für die Einrichtung einer Landeskoordinierungsstelle zur Prävention und Hilfe bei sexualisierter Gewalt. Nach intensiver Prüfung und Rücksprache mit den derzeitigen Akteuren und Netzwerken, sehen wir die Einrichtung einer weiteren Struktur kritisch. Mit dem sehr gut funktionierenden Netzwerk Frühe Hilfen und dem Kinderschutz in den Regionen existieren bereits professionelle Akteure im Bereich der Prävention von sexualisierter Gewalt und eine Abgrenzung zu bereits bestehenden Aufgaben wäre mit einer neuen Struktur schwierig. Auch wenn eine höhere Dunkelziffer beim sexuellen Missbrauch angenommen wird, stehen auch Themen der Vernachlässigung, häuslichen Gewalt und körperlichen Misshandlungen im Kinderschutz im Fokus der Akteure und der Netzwerke der Frühen Hilfen. Derzeit ist eine personelle Verstärkung in der Stabsstelle des Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs vorgesehen, der die in der Skizze beschriebenen Aufgaben übernehmen kann. Zudem ist eine konzeptionelle Neuausrichtung des Fachreferats im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration geplant. Wir begrüßen darüber hinaus die Einrichtung einer Interministeriellen Arbeitsgruppe, die im Sommer ihre Arbeit aufnehmen wird. All diese Maßnahmen sind an landeseigene Strukturen angebunden und versehen die Gebietskörperschaften nicht mit zusätzlichen Aufgaben.
Gern bleiben wir mit Ihnen im Gespräch zur Weiterentwicklung des Schutzes von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt, Misshandlungen und Vernachlässigung.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Katja Pähle