Wie wäre es, wenn für Menschen in Deutschland mehr Anreize geschaffen werden, über eine seriöse Organisation eine Patenschaft für je ein Kind in einem armen Land zu übernehmen (z.B. für 30€ im Monat)?
Sehr geehrte Frau. M.,
momentan probiere ich es zum ersten Mal aus, ein Kind (in Indien) zu unterstützen. Das Konzept gefällt mir (soweit) gut. Vielleicht könnte die Patenschaft ("Grassroots") ein größerer Teil der deutschen Entwicklungspolitik werden, z.B. für Aufbau, Sicherheit, Kulturaustausch und internationale Zusammenhalt. Wäre das sinnvoll und ggf. machbar?
Liebe Grüße,
Sonja G.
Sehr geehrte Frau G.,
zunächst finde ich es sehr begrüßenswert, wenn sie sich über eine Patenschaft informieren und diese bei einer geprüften Organisation auch übernehmen möchten.
Eine Vertiefung des Instruments von Patenschaften steht in unserer Agenda für den Schutz und Entwicklung von Kinder in den Ländern des globalen Südens nicht oben an. Wir setzen im Rahmen der Entwicklungspolitik weitaus früher an. Wir wollen, dass Kinder gleichberechtigt in Sicherheit und gesund von Anfang an ins Leben starten. Daher setzen wir bereits bei der gesundheitlichen Betreuung von Schwangeren an, führen die die Anstrengungen zur Reduzierung der Müttersterblichkeit fort und arbeiten sehr intensiv daran, dass sich Kinder in Ernährungssicherheit entwickeln können. Es müssen zuerst Hunger und Armut bekämpft sowie gleichberechtigte Bildungs- und Lebenschancen geschaffen werden. Das Instrument der Patenschaften kann im weiteren Schritt ein sinnvolles Instrument sein.
Wir haben vor eineinhalb Jahren den Antrag „Kinder weltweit schützen“ (Bundestagsdrucksache 19/15062) im deutschen Bundestag verabschiedet. Darin wird erläutert, dass 385 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit in extremer Armut leben, das sind zwanzig Prozent aller Menschen bis zum 18. Lebensjahr. Nach einer Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) aus dem Jahr 2017 müssen weltweit 152 Millionen Kinder und Jugendliche arbeiten. Über 36 Millionen dieser Kinder zwischen fünf und 14 Jahren können keine Schule besuchen. Um das Überleben ihrer Familien zu sichern, sind sie gezwungen zu arbeiten und werden hierdurch ein leichtes Opfer für ausbeuterische Strukturen. Im Antrag haben wir Maßnahmen beschlossen, Kinder aus der Armut zu befreien und Ihnen eine Zukunft zu geben.
Der bisherige CSU-Entwicklungsminister Müller ist aus der bilateralen staatlichen Zusammenarbeit im Bereich Gesundheit und Bildung ausgestiegen. Ein für uns vollkommen nicht nachvollziehbarer Schritt. Denn Bildung und Gesundheit sind nun mal die grundlegenden Parameter für die Entwicklung und Schaffung persönlicher Perspektiven eines jeden einzelnen Menschen. Daher werden wir, sollte wir an Einfluss im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gewinnen, dies auf jeden Fall wieder Rückgängig machen und Gesundheit und Bildung wieder zu einer tragenden Säule der deutschen Entwicklungspolitik machen.
Mit freundlichen Grüßen
Katja Mast