Frage an Katja Kipping von Jürgen S. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrte Frau Kipping,
ich habe bei Ihrer letzten Bundestagsrede aufgeschnappt, dass Sie die Meinung vertreten, der Kapitalismus habe abgewirtschaftet und man müsse auch auf der Ebene der Produktion über Alternativen nachdenken, "wie etwa die solidarische Ökonomie". Leider haben Sie diese Position nicht weiter ausgeführt, weshalb ich gerne nachfragen möchte: Was ist unter einer "solidarischen Ökonomie" zu verstehen? Ist damit ein Wirtschaftssystem gemeint, dass sich an das der DDR anlehnt oder meinen Sie etwas völlig Neues? In letzterem Falle würde ich Sie um eine kurze Erläuterung bitten, wie Sie sich diese neue Ökonomie vorstellen und wie diese sich gegenüber aktuell oder früher bestehende Wirtschaftssystemen abhebt.
Mit solidarischem Gruß
Jürgen Schmidt
Sehr geehrter Herr Schmidt,
vielen Dank für Ihre Zuschrift und die Nachfrage zu einer meiner Bundestagsreden, die ich Ihnen natürlich gern beantworte: Solidarische Ökonomie meint nicht zentralistische Planwirtschaft, sondern eine Ökonomie, die erstens demokratisch von ProduzentInnen und KonsumentInnen gesteuert wird und damit an deren wirklichen Bedürfnissen und nicht an Profiten und Renditen orientiert ist, die zweitens strikt ökologisch orientiert ist, also nicht auf Wachstum und Massenkonsum sondern auf das gute Leben zielt, die drittens keine Zwangsformen der ökonomischen Teilhabe kennt, daher auch mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen verbunden sein soll, und die viertens alle Ökonomien (Erwerbsökonomie, bürgerschaftliches Engagement, Eigenarbeit, Familien- und Sorgearbeit) im Blick hat. Zum Thema sind kürzlich auch interessante Publikationen erschienen, die Sie bei Interesse sicher im Buchhandel finden werden.
Mit freundlichen Grüßen
Katja Kipping