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Frage von Werner K. •

Frage an Katja Kipping von Werner K. bezüglich Umwelt

Der Linken (SPD und Grüne mit eingeschlossen) wird für gewöhnlich eine gewisse Technikfeindlichkeit vorgeworfen. So werden die Atomenergie, Stammzellenforschung und Gentechnik in diesen Parteien oft kritisch bis ablehnend betrachtet. Vor allem da in anderen Ländern der EU oftmals liberalere Regelungen herrschen, werden doch Forscher und Firmen zu einem Ausweichen ins Ausland gezwungen. Glauben sie nicht dass eine kategorische Ablehnung dieser Techniken fatal für den Forschungsstandort Deutschland wäre?

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Sehr geehrter Herr Klose,

Vielen Dank für Ihre interessante Frage. Ich halte es für falsch, die Haltung der Linkspartei zu Atomenergie, Stammzellenforschung und Gentechnik unter dem Begriff "Technikfeindlichkeit" zu pauschalisieren, und möchte deshalb auf die drei Themenbereiche kurz einzeln eingehen.

Dass Atomenergie unsicher ist, belegten unter anderem die schweren Atomunfälle in Tschernobyl, Harrisburg Sellafield und Tscheljabinsk. Daß Atomstrom als billig gilt, liegt daran, daß die Steuerzahler, und nicht die AKW-Betreiber, die Risiken der Atomenergiegewinnung, der Abfallbeseitigung bzw. -lagerung tragen. Die Linkspartei tritt seit langem für einen konsequenten Ausstieg aus der Atomkraftnutzung und für eine Energiewende hin zur Versorgung aus regenerierbaren Energieträgern wie Sonne und Wind ein. Bei diesen Energieträgern handelt es sich um technologisch anspruchsvolle Entwicklungen, die wir gefördert sehen möchten. Sie sehen also, es ist nicht die Frage "technikfeindlich oder -freundlich", die im Vordergrund steht. Vielmehr geht es darum, welche Technologien sinnvoll und somit förderungswürdig sind, und welche nicht.

Die Gentechnologie gehört zu den Risikotechnologien, bei denen sich Nebenwirkungen erst mittel- und langfristig manifestieren. Wir teilen deshalb die Skepsis von Landwirten und Verbrauchern gegenüber gentechnisch verändertem Saatgut und Futtermitteln sowie Nahrungsmitteln. Das Problem ist, daß nach derzeitigem Erkenntnisstand es keine hinreichenden Sicherheiten gibt, zu verhindern, dass gentechnisch veränderte Pflanzen Produkte des konventionellen wie ökologischen Landbaus kontaminieren. Die Gefahr gentechnischer Verunreinigungen ist besonders groß beim Saatgut und auf dem Feld, jedoch besteht die Kontaminierungsgefahr auch bei Lagerung, Transport und Verarbeitung. Es ist also wieder nicht eine Frage der Technologie, sondern der Vielfalt, die unbedingt zu schützen ist, denn es kann nicht sein, dass Konzerne, die gentechnisch veränderten Saatgut vertreiben, die Existenz der konventionellen Bauern, für deren Produkte zurecht sehr rege Nachfrage besteht, gefährden.

Zur Stammzellenforschung: Für die Linkspartei sind humanistische Werte wichtiger als Profite. Wer Embryonen zu "therapeutischen" Zwecken "nutzen" will, muss sie töten. Die Linkspartei will Menschen in keinem Stadium ihrer individuellen Entwicklung zu frei verfügbaren Forschungsobjekten degradieren und genauso wenig zu Klonen der Profitmaximierung.

Der Kernpunkt meiner Antwort ist somit der folgende: Es geht nicht um "Technik: Ja oder Nein", sondern um eine sorgfältige Abwägung jeder neuen Technologie auf Ihren Nutzen und potentiellen Schaden hin. Wer aus wirtschaftlichen Interessen zu jedem Thema "Technikfreundlichkeit" propagiert, handelt unverantwortlich, denn Technik ist kein Selbstzweck, sondern Mittel zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen.

Mit freundlichen Grüßen

MdL Katja Kipping