Frage an Katja Kipping von Andreas S. bezüglich Soziale Sicherung
Guten Tag liebe Katja Kipping.
Ich bewundere die Ausdauer mit der Du und Deine MitstreiterInnen die alltägliche politische Sisyphusarbeit bewältigen. Da man ja meist leider? viele große politische Veränderungen nicht von heut auf morgen so herbeiführen kann wie man es gerne würde, wird das eigentliche End-Ziel auch oft nicht kommuniziert.
Mir ist bewusst, daß realistische „Träumereien“ nicht veröffentlicht werden können, wenn verantwortungslose Politiker aus allen anderen Parteien schon lächerliche ~120 Milliarden € die Euer Sinnvolles, Logisches und Volksnahes Programm umfasst, als spinnert bis unrealistisch abkanzeln.
Meine Frage richtet sich insbesondere an Dich, aber auch an Die Linke gesamt für die Du als Einzelne in der Gesamtheit ja auch stehst und sie deshalb auch im Namen aller beantworten kannst – so denke ich.
Welches ist das politisch-gesellschaftliche Ziel auf das Du/Ihr hinarbeitet?
Und bitte liefere mir keine Allgemeinsätze im Politikerjargon – die kennen wir alle zu Genüge. Auch das Parteiprogramm etc. kenne ich. Ich würde gerne das hören was nicht gesagt wird und geschrieben steht.
Ich hätte also gerne - wenn möglich – eine „ umfassende detaillierte kurze Basisschilderung“. :-)
Eine Antwort also wie Du/Ihr die mittelbare Zukunft für das Volk gestalten würdet, wenn über 80% des Volkes Die Linke wählen würde, Ihr also die absolute politische Macht hättet.
Also Eure Vorstellung von einem besseren Deutschland das ja tagtäglich durch die gängige Politik restriktiver und unlebenswerter wird.
Meine Verehrung junge Frau
P.S. Da man hier leider nicht anklicken kann ob man seine Mailadresse veröffentlichen möchte: Euruf@gmx.net
Lieber Andreas Schmidt,
also: ich glaube, wer von über 80% der Menschen gewählt wird, der hat geschwindelt. Entweder vor der Wahl oder während der Auszählung. Ich bin ja in der DDR aufgewachsen und weiß, wovon ich rede.
Die Interessen der Menschen, ihre kulturellen Ausprägungen und Religionen sind einfach zu verschieden, als dass man sie politisch alle gleichwertig bedienen könnte. Das ist übrigens auch gut so, denn auf eine langweilige Gesellschaft, in der das Individuum zur genormten Lebensform verkommt, habe ich ehrlich gesagt keine Lust. Insofern ist es auch schwierig, ein endgültiges Ziel zu definieren. Natürlich habe ich auch Visionen, Vorstellungen, aber letztlich ist es doch so, dass alles fließt, in Bewegung ist, wir überrascht werden und zum Nachdenken gebracht werden wollen. Ich möchte ein spannendes Leben, heute und auch in der Zukunft.
Was ich nicht will und was ich auch niemals akzeptieren werde ist, dass Menschen Angst vor dem Leben haben müssen und ich kann es auch nicht billigen, dass man Angst wohlfeile Umschreibungen wie Wettbewerbsfähigkeit, Leistungsbereitschaft oder Employability gibt. Angst deformiert die Seele, macht den Menschen schwach und damit anfällig dafür, dem vermeintlich Stärkeren gedankenlos hinterherzulaufen, ihm nach dem Munde zu reden und den Schwächeren den eigenen Opportunismus als vermeintliche Stärke spüren zu lassen. Ich will eine Garantie der gleichen Voraussetzung, kein Mitleid, sondern Respekt; keine Rollenverteilung, sondern ein selbst bestimmtes Leben, ich will keine Verträge zwischen Generationen, sondern die Einsicht, dass unser aller Leben in Phasen verläuft, die ihre Vorteile und Nachteile haben, was jedoch nichts an unserer Verantwortung füreinander ändert.
Und ich will mit allen, die sich verantwortlich dafür fühlen, dass Gesellschaft funktioniert, zugleich streiten und zusammenarbeiten.
Lieber Andreas Schmidt, ich hoffe, das war jenseits der Allgemeinplätze und Parteiprogramme genug und auch hoffentlich nicht allzu konsensfähig ? Sie wissen ja: 80% sind zu viel? :-)
Mit freundlichen Grüßen
Katja Kipping