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Frage von Dominik B. •

Frage an Katja Kipping von Dominik B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Kipping,
mich würde interessieren wie Sie zum Fachkräftemangel auf unserem Arbeitsmarkt stehen. Gibt es einen flächendeckenden Fachkräftemangel oder bezieht sich dieser Mangel lediglich auf einzelne Branchen wie zb. Handwerk, Pflege,... ? Ist es nicht vielleicht so, dass stellenweise Ausschreibungen in der IT Branchen beispielsweise viel zu Hohe Anforderungen haben? Ich höre/lese oft von Stellenauschreibungen wo junge Leute gesucht werden die X Jahre Erfahrungen haben und im besten Fall schon eine Führungsposition inne haben sollten. Diese Voraussetzungen lassen sich natürlich kaum erfüllen. Das wäre wie eine Häusersuche auf beliebigen Immobilienportalen. Sucht man einfach nach Häuser findet man 100 Objekte, ändert man die Kriterien und sucht ein Haus mit großem Garten, ruhiger Lage, Solarpanal usw. sind es dann nur noch 5 Objekte. Ich hoffe Sie können mir folgen.
So lässt sich natürlich ein Mangel an Fachkräften kreieren, der ja aber eigentlich nicht wirklich da ist. Ich kenne aus meinem persönlichen Umfeld 3 Menschen, die im IT Bereich tätig sind oder waren und einfach keine neue Stelle finden. Nach Ihren persönlichen Aussagen ist das Gehalt viel zu gering, die Anforderungen viel zu Hoch oder es gibt keine freien Stellen.

Zum Schluss Frage ich mich, wird durch das "heranlocken" von Fachkräften nicht vielleicht auch der Lohn in der jeweiligen Branche gedrückt, weil es dann ja plötzlich mehr Auswahl für die Betriebe gibt? Sollte man nicht im Bereich Bildung mehr Finanzmittel investieren um die Arbeiter qualifizierter auszubilden?

Mit freundlichen Grüßen

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Brasse,

vielen Dank für Ihre Frage. Für Personalengpässe gibt es regional, branchen- und unternehmensspezifisch unterschiedliche Gründe.
In vielen Bereichen in denen es bundesweit massive und strukturelle Personalengpässe bei Fachkräften wie z.B. in der Altenpflege gibt, hat dies durchaus mit unattraktiven Arbeitsbedingungen und unattraktiver Bezahlung zu tun.
In anderen Branchen sind Aspekte der gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzpolitik ausschlaggebend. So trägt die Niedrigzinspolitik zum gegenwärtigen massiven Bauboom bei, der wiederum eine erhebliche Nachfrage von Fachkräften in der Baubranche nach sich zieht und somit zu Personalengpässen führt.
Ein weithin übersehenes Problem ist aber auch die Vernachlässigung der sozialen und kulturellen Infrastruktur insbesondere in ländlichen Regionen. Bei einer Umfrage unter BetriebsrätInnen durch das WSI entfiel jede fünfte Nennung (nach unattraktiver Bezahlung und schlechten Arbeitsbedingungen) auf den unattraktiven Betriebsstandort als Grund für Personalengpässe im jeweiligen Unternehmen.
Wo also soziale und kulturelle Infrastruktur fehlt, weil Gemeinden die Mittel oder in den übergeordneten Gebietskörperschaften der politische Wille fehlt, wird es auch für Betriebe mit guten Arbeitsbedingungen schwierig, qualifizierte MitarbeiterInnen zu finden.

Freundliche Grüße

Katja Kipping