Frage an Katja Kipping von Joerg S. bezüglich Soziale Sicherung
Hallo Frau Kipping,
wie können Sie als LINKE Fraktion es schaffen, den Hartz4-Empfängern zu helfen?
Nach all den Veröffentlichungen (nehmen wir nur mal Energie-Kartelle) muss doch klar sein, dass ein Hartz4-Empfänger die Lasten nicht mehr zu tragen in der Lage ist (es handelt sich hierbei nicht nur um die monatliche Energierate beim Versorger - der Rattenschwanz geht ja durch alle Lebensbereiche wie Warmwasser, Heizung bis hin zu den Verteuerungen der Lebensmittel...) Wer und wie kann da wem Einhalt gebieten?
2. Die Mini-Job-Regelungen, die besonders den großen Firmen rechtliche Möglichkeiten der Job-Reduzierung und Gewinnmaximierung bieten (auch hier eine Katze, die sich am Schwanz packt: Denn alle Mini-Jobber müssen ja Hartz4-technisch aufstocken - wer kann schon von 400 Euro leben??? - und letztend tragen dann die Kommunen die "Mini-Last" der Arbeitgeber), ist doch weit überholt.
Spüren Politikerinnen im Allgemeinen und die LINKE speziell, dass mit dieser Mini-Regelung NIEMANDEM geholfen ist? Wie kann das behoben werden, zumal man ja nur einen Mini-Job annehmen kann, es gibt ja nur eine Steuerkarte...
WEM in der Großen Koalition kann ich dieses umfassende Anliegen erläutern, damit die Koalition das mal sieht - oder sehen Politiker der interimen Ruhe wegen erst mal lieber weg???
Oder sehe ich das alles falsch?
Liebe Grüße Jörg
Sehr geehrter Herr Schulz,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage zum Themengebiet Hartz IV, mit dem ich mich im Bundestag schwerpunktmäßig beschäftige. Wie Sie vielleicht wissen, so streiten wir sowohl hier im Parlament als auch zusammen mit vielen außerparlamentarischen Inititiaven für eine Überwindung von Hartz IV. Schaffen können wir aber die so notwendigen Verbesserungen sowie eine andere Politik nur, wenn sich möglichst viele dafür einsetzen, also auch Sie.
Zu Ihrer Anmerkung zu Energie- und Wasserversorgern: im Bereich Energie sind heute die vier Konzerne E.ON, RWE, Vattenfall Europe und EnBW alleiniger Besitzer der Übertragungsnetze. Zudem verfügen sie über 90 Prozent aller Kraftwerke in Deutschland und beherrschen aus dieser kartellartigen Position heraus den Strommarkt, was ja u.a. auch zu den hohen Preisen für Energie geführt hat. Die Bundesregierung hat die gesetzliche Kontrolle der Stromtarife abgeschafft und beschränkt sich allein auf die Netzüberwachung.
DIE LINKE hingegen fordert die Verstaatlichung der großen Strom-, aber auch der Gasnetze. Wir sind der Meinung, dass eine direkte gesellschaftliche Kontrolle der Netze nötig ist, um preislichen Missbrauch zu verhindern und eine zukunftsgerechte Ausrichtung der Energieversorgung sicherzustellen. Dieses Ziel ist nur durch Überführung in die öffentliche Hand zu erreichen. Die Versorgung mit netzgebundener Energie muss dem Wohl aller dienen und nicht den Profitinteressen weniger.
Weiterhin sprechen Sie den Bereich Minijob an: in der Bundesrepublik ist aktuell die Niedriglohnbeschäftigung weit verbreitet und nimmt sogar noch zu. Besonders bei Minijobs sind Niedriglöhne fast die Regel.
Kein Wunder, denn die anhaltende gesetzliche Förderung ungesicherter, schlecht entlohnter Beschäftigungsverhältnisse durch die Bundesregierung treibt immer mehr Menschen trotz Arbeit in Armut. Mit den Hartz-Gesetzen wurde der Druck auf Arbeitslose und Beschäftigte, schlecht bezahlte Arbeitsplätze zu akzeptieren, weiter erhöht.
Meine Fraktion hält diesen Zustand für unannehmbar und fordert u.a. die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes sowie den Abbau prekärer Beschäftigung. Wir wollen Existenz sichernde, sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse und eine Existenz sichernde soziale Grundsicherung. Das erreicht man nur, indem man die Ökonomie dem Menschen unterordnet und nicht dem Kapital.
Insofern sehen wir, ebenso wie Sie, wie falsch die Politik derzeit läuft und stellen unsere eigenen Konzepte dagegen.
Mit freundlichen Grüßen
Katja Kipping