Frage an Katja Kipping von Jan S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Kipping,
ich würde gerne von ihnen wissen, wie sie zum Berufsbild des sogenannten Arbeitskraftunternehmers allgemein und insbesondere in Bezug auf Paketzusteller stehen.
Mit freundlichen Grüßen
J. S.
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Frage. Das Schlagwort vom „Arbeitskraftunternehmer“ ist in vielerlei Hinsicht zum neoliberalen Leitbild aufgestiegen. Hans Pongratz und Günter Voß, die den Terminus Ende der 1990er Jahre (als soziologischen Begriff) geprägt haben, wiesen in einigen ihrer Veröffentlichungen darauf, welche Konsequenzen dieses Leitbild für viele Beschäftigte hat: eine Entgrenzung von Arbeit, ein faktischer Verlust von Selbstbestimmung durch verstärkte Selbstkontrolle, massive Steigerung des Leistungsdrucks, Selbstökonomisierung und ein Verlust kollektiver Handlungsmacht von ArbeitnehmerInnen.
Im Sektor der Kurier- und Paketdienste sind die Auswirkungen der neoliberalen Deregulierung der Arbeitsverhältnisse beispielhaft zu beobachten. Die Deregulierung der Branche hat dazu geführt, dass enormen Gewinnen seit mehreren Jahren massiv sinkende Löhne sowie ein überdurchschnittlicher Zuwachs an geringfügig entlohnten und prekären Beschäftigungsverhältnissen gegenüber stehen. Selbst unter den sozialversicherungspflichtig angestellten Vollzeitkräften erhalten 31 Prozent lediglich einen Niedriglohn. (Antwort auf Kleine Anfrage DIE LINKE, Drs. 19/1119)*
DIE LINKE sieht hier massiven Handlungsbedarf. Der Missbrauch prekärer Beschäftigungsmodelle muss endlich effektiv unterbunden werden.
Freundliche Grüße
Katja Kipping