Frage an Katja Kipping von Matthias R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Hallo Frau Kipping.
Halten Sie das Aufstellen der Stehlen und im Besonderen das möglicherweise Ausspionieren von dem Bürger Björn Höcke für angebracht?
Darf, bzw muss sich Kunst in die Privatebene von Tätern und deren Angehörigen einmischen?
Nazis mit "Nazi/Stasimethoden" zu entlarven? Ist das der Weg?
Alles Gute der nachdenkliche matthias
Lieber M. R.,
Kunst muss sich aus meiner Sicht an dem Maßstab messen, ob es ihr gelingt neue Fragen aufzuwerfen, ungewohnte Perspektiven aufzuzeigen oder überraschende ästhetische Formen zu entwickeln. Wenn man die Aktion als politische Kunst versteht, muss wohl jedeR dieses Maßband vom eigenen Standpunkt aus anlegen.
Nun ist allgemein bekannt, dass Bernd Höcke ein Geschichtsrevisionist, Nationalist und völkischer Rassist ist. Neue Perspektive können sich daher wohl, wenn überhaupt, in Auseinandersetzung mit der Aktion ergeben. Bisher ist für mich eine Erkenntnis, dass Teile Thüringens CDU über die Stelen in Höckes Nachbargarten empörter ist, als über Höckes Rede selbst. Wirklich neu ist dies aber für Beobachter der thüringischen Landespolitik auch nicht.
Betrachtet man die Aktion weniger als Kunst, denn als politischen Protest, dann gäbe es in der Tat bessere Orte als vor der Wohnungstür von Höcke und seiner Familie.
Die Bezeichnung als „Nazimethoden“ halte ich aber für eine Verharmlosung von historischer und aktueller Gewalt von Nazis. Die Rede vom „zivilgesellschaftlichen Verfassungsschutz“, ob ironisch gemeint oder nicht, hat in Thüringen allerdings einen sehr zynischen Beiklang, wenn man sich die Rolle der Inlandsgeheimdienste während des Aufbaus terroristischer Strukturen im Land anschaut.
Herzliche Grüße und ebenfalls alles Gute!
Katja Kipping