Frage an Katja Kipping von Frank F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr F.,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich teile Ihre Auffassung, dass die Gleichberechtigung ausgerechnet durch Geflüchtete in Gefahr sei, nicht. Gerade Frauen, die aus Ländern kommen, in denen sie weniger Rechte hatten, nehmen diese wahr und erschließen sich Freiheiten, die sie in den Herkunftsländern nicht hatten. Diese Rechte sind erkämpft worden, da haben Sie recht. Aber diese Rechte sind gerade nicht christlich geprägt, sondern wurden in der Bundesrepublik insbesondere im Familien- und im Sexualstrafrecht oftmals gegen den massiven Widerstand der christlichen Kirchen errungen.

Herr Gauland und seine Partei, dem Sie die gleiche Frage gestellt haben, vertritt im Übrigen gerade im Familienrecht genau auch Rücknahmen fundamentaler Gleichheitsrechte, die in den 1970er Jahren erkämpft wurden.

Für den Abbau von Freiheitsrechten und von sozialen Rechten — Stichwort Hartz IV — sind Regierungen und Regierungsfraktionen verantwortlich und nicht Menschen, die erst vor kurzem nach Deutschland gekommen sind.

Zu Ihrer konkreten Frage: Was die Gefahr eines Bürgerkriegs angeht, kann ich Sie beruhigen. Ja, es stimmt, es gibt Menschen, die Waffen und Lebensmittel horten und vom kommenden Bürgerkrieg schwafeln. Diese sind gesamtgesellschaftlich gesehen eine Minderheit, mit der Polizei und Gerichte fertig werden. Eine Bürgerkriegssituation ist etwas anderes; um das zu verstehen kann es helfen, mit Menschen, die aus einer solchen geflohen sind, zu sprechen.

In diesem Sinne freundliche Grüße

Katja Kipping