Frage an Katja Kipping von Gábor V. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
“Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin – dann kommt der Krieg zu Euch!
Hilfe zur Selbsthilfe
Selbstverständlich hat jeder ein Anrecht auf Asyl in Deutschland, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind.
Bei den syrischen Flüchtlingen steht das wohl zweifelsfrei fest.
Die Frage, die sich mir aufwirft ist folgende:
Wer soll eigentlich die Probleme speziell in Syrien, aber auch in Afghanistan lösen, wenn junge Menschen im besten wehrfähigen Alter das Land verlassen und bei uns Asyl suchen?
Sollen denn Deutsche, Franzosen, Amerikaner und vielleicht auch noch Engländer dafür sorgen, dass wieder Ordnung in diesen Ländern einkehrt oder wäre es nicht ein richtiger Ansatz, diese wehrlosen Flüchtlinge in wehrhafte Menschen zu verwandeln, damit diese die Gelegenheit bekommen, ihr Land zurück zu erobern?
Das wäre doch eine Herausforderung für die Deutsche Bundeswehr diese Menschen zu wehrhaften Menschen auszubilden, technisch mit den modernsten Waffensystemen auszustatten und als „ syrische Befreiungsarmee“ nach Syrien zu schicken?
Diese Menschen sind mit den Landesgewohnheiten bestens vertraut, kennen die Landessprache, die Sitten und Gebräuche vor Ort, kennen das Terrain und können sicherlich besser als jede landesfremde Armee ihre Landleute davon überzeugen, auf der richtigen Seite mit zu kämpfen, so dass es vermutlich ein sehr schnelles Ende geben würde.
Vermutlich schon die Ankündigung, dass Deutschland die Flüchtlinge zu einer volkseigenen Armee ausbilden wird würde ja vermutlich auch in Syrien zu einem Umdenken führen.
Es würde auch den Menschen ihren Stolz zurückgeben ihr eigenes Land befreit zu haben – und das mit europäischer Hilfe, ohne das Europa direkt eingreift und wer sollte ein größeres Interesse an einem baldigen Frieden haben, als die Syrer selbst?
Wir unterstützen nur das natürliche Bedürfnis eines Volkes selbstbestimmt die Führung des Landes zu bestimmen.
Was halten Sie von diesem Ansatz?
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Vécsei,
vielen Dank für Ihre Frage. Ich halte wenig von der Idee. Der Plan, den Sie skizzieren, ist bereits jetzt gescheitert, zumindest wenn das Ziel eine stabile Nachkriegsordnung sein soll. Das hat im Übrigen auch das amerikanische Militär eingesehen, das gerade ein 500 Millionen US-Dollar schweres Programm eingestellt, das genau dieses Ziel hatte: die Ausbildung von Syrern an modernen Waffen zur Bekämpfung des IS. (1)
Der Krieg in Syrien ist ein überaus vielschichtiger und komplexer Konflikt mit sehr vielen verschiedenen Interessengruppen. Dem mörderischen Regime von Baschar al-Assad stehen teils konkurrierende islamistische Milizen sowie eine kleine Minderheit demokratischer orientierter Rebellen gegenüber. Die einzelnen Konfliktparteien werden u.a. von der USA, dem Iran, der Türkei, Katar, Saudi-Arabien, Frankreich, Weißrussland und Russland unterstützt.
Der Krieg in Syrien ist somit ein Krieg, in dem bereits jetzt auch ein StellvertreterInnenkrieg verschiedener Groß- und Regionalmächte tobt. Es ist ein Krieg, der militärisch nicht zu entscheiden sein wird. Die Idee, in diesem Konflikt mit mehr Waffen und mehr Soldaten zu eskalieren, überzeugt mich daher nicht.
Freundliche Grüße
Katja Kipping