Frage an Katja Kipping von Barbara M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Guten Tag Frau Kipping!
Griechenland hat sich entschieden die Angebote der Europäer nicht anzunehmen. Dazu habe einige Fragen an Sie.
Ihre Partei nennt das Votum einen "Sieg für die Demokratie", wie ich bei der tagesschau gesehen/gehört habe. Das kann ich nicht verstehen. Über die Beteiligungen an der EZB sind auch die Länder an den Programmen beteiligt (in geringerem Maße), die zwar der EU, nicht aber der Eurozone angehören. Das sind 508 Mio. Menschen. Knapp 11 Mio davon durften abstimmen. 497 Mio nicht.
Wie können Sie da von Demokratie sprechen?
Wäre es nicht demokratisch auch uns, die anderen Europäer, zu fragen ob wir weiterhin zahlen wollen?
Die Liste an Ungeheuerlichkeiten, die zur Pleite Griechenlands geführt haben, ist schier endlos. Ich nehme nur ein Beipiel. Rente für Frauen. Frauen können in Griechenland mit 50 in Rente gehen, wenn sie 25 Jahre eingezahlt haben, im öffentlichen Dienst sind und ein minderjähriges Kind haben. In sechs Jahren werde ich 50. Meine Söhne werden dann 15 und 11 sein, ich arbeite bei der Kreisverwaltung, seit dem 18. Lebensjahr mit wenigen Jahren Unterbrechung für die Kinder. Es träfe also auf mich zu. Aber ich werde bis 67 arbeiten mussen. 17 Jahre mehr als eine Griechin.
http://www.stern.de/politik/hintergrund--ringen-ums-griechische-rentensystem-6306484.html
Warum soll ich einer Griechin das bezahlen, was mir nicht zugestanden wird?
(bzw, nicht zugestanden werden kann. Man muss kein Mathematiker sein um zu erkennen, dass das nicht funktionieren kann) Schließlich gehen ja auch meine Steuern nach Athen.
Wie sehen Sie die Bezeichnungen "Betrüger, Erpresser, Kriminelle, Terroristen" für die anderen europäischen Politiker seitens der griechischen Regierung?
Mit freundlichen Grüßen
Barbara Meister
Liebe Frau Meister,
das reguläre Renteneintrittsalter liegt in Griechenland bei 67 Jahren. Das effektive Renteneintrittsalter lag nach OECD Berechnungen genau wie in Deutschland bei etwas über 61 Jahren.
Der Mythos vom griechischen „Luxusrentnerleben“, den u.a. Wolfgang Bosbach medial verbreitet hat, hält einer genaueren Betrachtung nicht stand.
Ich finde die Geste der griechischen Regierung, die Bevölkerung zu fragen immer noch richtig. Dass der Rest Europas nicht gefragt wurde, ob er mit Sozialkürzungen die Bankenrettung bezahlen mag, macht diese Geste nicht unsympathischer. Auch wenn die griechische Regierung letztlich ihre Position nicht durchgehalten hat.
Freundliche Grüße
Katja Kipping