Frage an Katja Kipping von Jan D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Tach Frau Kipping.
Wie ist Ihre Haltung zu der Bewegung "Anti-Deutsche", welche innerhalb der linken Kräfte in Deutschland eine zunehmende tragende Rolle einnehmen?
Und weiter würde mich interessieren, ob Sie sich persönlich vorstellen können, dass es eine Regierungsfraktion geben kann die militärische Auslandseinsätze ohne UN-Mandat grundsätzlich ablehnt?
DuG Jan Duewel
Tach Jan Duewel!
Danke für die Nachricht und die Fragen.
Erste Frage: Ich halte das Label für nicht besonders aussagekräftig, und eine Bewegung im Sinne eines kollektiven Akteurs vermag ich nicht auszumachen. Das Erscheinen des AK-Texts des mittlerweile in ganz anderen Gewässern fischenden Jürgen Elsässers, der diesen Begriff erstmals programmatisch verwendete, liegt gut 25 Jahre zurück. Seitdem ist unter diesem Label als Fremd- oder Selbstzuschreibung sehr unterschiedliches getan worden.
Ich denke, dass gerade migrantische antideutsche Gruppen wie Café Morgenland zentrale Diskussionen über Nationalismus und Rassismus in die „biodeutsche“ Linke getragen haben. Andere antideutsche Gruppen haben sich dem Liberalismus zugewandt oder bellizistische Positionen angenommen. Mancher Akteur ist von der Kritik am Antizionismus bei antimuslimischen Ressentiments gelandet. Vom Antifeminismus und Sexismus einer Bahamas ganz zu schweigen.
Anyway – ich glaube, dass die aufeinander bezogenen Zuschreibungen als antideutsch/antiimperialistisch als Chiffre genutzt werden, um politische Diskussionen zum Beispiel über sehr komplexe Themen wie den Nahostkonflikt, Antisemitismus und Internationalismus auf simple Schlagwörter herunter zu brechen.
Zweite Frage: Ja selbstverständlich. Das ergibt sich aus dem Grundgesetz. Schade, dass man schon daran erinnern muss, dass das die SPD bis 1992 und die Grünen bis Ende der 1990er Jahre auch mal so gesehen haben.
Beste Grüße!
Katja Kipping