Frage an Katja Kipping von Beate R. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Kipping,
seit mehr als 20 Jahren gibt es ein Gegenmodell zur Agenda 2010. Die Verkürzung der Wochenarbeitszeit bei vollen Lohn- und Personalausgleich. Wie funktioniert dieses Modell. Die Löhne bleiben real gleich. Und steigen jährlich mit der Inflationsrate. Die Lohnquote bleibt unverändert.
UND JETZT:
Die Zugewinne an Produktivität werden genutzt, um die Arbeitszeit zu verkürzen, damit ein Arbeitsloser zu den GLEICHEN Bedingungen einen Arbeitsplatz bekommt.
Die Unternehmen können mehr Verkaufen. Denn die Arbeitslosen , haben durch die von solidarischen Arbeitnehmern abgegebene mögliche EInkommenssteigerung, jetzt ein Einkommen um das mehr produzierte auch zu kaufen.
Die Gewinne der Unternehmen steigen deshalb im Durchschnitt auch mit dem Zugewinn an Produktivität.
Warum haben uns die Gewerkschaften im Stich gelassen?
Arbeitslosigkeit ist selten , dass Resultat persönlicher Defizite, sondern das Resultat der gesellschaftlichen Machtverhältnisse.
Meine Frage:
Warum sind die Gewerkschaften so wenig solidarisch mit den Arbeitslosen?
Mit freundlichen Grüßen
Beate Richter
Sehr geehrte Frau Richter,
vielen Dank für Ihre Frage - die aber natürlich eher direkt an die Gewerkschaften zu richten wäre. Ich finde, dass man die Gewerkschaften nicht pauschal verurteilen sollte. Auch sie kämpfen gegen die Auswirkungen der Hartz-Gesetze. Und natürlich gibt es bei ihnen Erwerbsloseninitiativen - in meinem Wahlkreis Dresden ist man da z.B. besonders bei ver.di recht aktiv. Aber durch die grundsätzliche Formung des Arbeitsmarktes durch die AGENDA-Politik von SPD und Grünen und der Folgeregierungen ist ihr Handlungsspielraum natürlich verkleinert worden. Der Druck u.a. durch die Sanktionen der Jobcenter zwingt viele Erwerbslose in unwürdige Beschäftigungsverhältnisse - oft ohne Tarife, in Befristungen und Leiharbeit - und stellt damit auch natürlich die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften zunehmend in Frage. Das ist politisch von denen, die Hartz IV initiiert haben und grundsätzlich befürworten, so gewollt. Insofern kann ich Forderungen, dass sich hier die Gewerkschaften grundsätzlich solidarischer zeigen sollten, durchaus nachvollziehen. Aber für belastbare Aussagen sollten Sie sich in der Tat direkt z.B. an den DGB wenden und dort einmal nachfragen.
Mit freundlichen Grüßen,
Katja Kipping