Frage an Katja Kipping von Peter M. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Frau Kipping,
wie stellen Sie es sicher, dass sie gemäß der von Ihnen unterzeichneten Forderung tatsächlich nur 30 Stunden pro Woche arbeiten? Können Sie das durch Stundennachweise belegen? Wie stellen Sie es sicher, dass ein weiterer Arbeitnehmer von Ihrer reduzierten Arbeitszeit in Arbeit und Brot gelangt ist?
Sehr geehrter Herr Müller,
herzlichen Dank für Ihre Zuschrift. Ich finde es ja spannend, dass mich die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung kürzlich in ganz ähnlicher Weise gefragt hat. Insofern möchte ich zunächst klarstellen: Als Politikerin kämpfe ich nicht egoistisch um mehr Urlaub oder Freizeit für mich, sondern fordere soziale Veränderungen - die umgesetzt werden müssen und letztlich allen zu Gute kommen sollen.
Also möchte und muss ich auch in meiner Antwort über meine persönliche Situation hinausgehen, denn das ist auch das, was ich mit meiner Unterschrift unter die genannte Forderung möchte: Ein gutes Leben für alle. Wie Sie vielleicht wissen, so beschäftigt sich DIE LINKE umfassend damit, die Missstände in unserer Gesellschaft zu benennen und zu beheben. Im Bereich Arbeitswelt heißt das: Die einen arbeiten sich krank, die anderen haben gar keinen Job. Wir wollen eine Debatte über die Verkürzung und Umverteilung von Arbeit, denn - etwas überspitzt formuliert - gilt nicht der heute als Faulpelz, der keine 70-Stunden-Woche nachweisen kann? Ich sage: wir betreiben Raubbau an uns. Denn ist es nicht so, dass jede/r Vierte oft oder regelmäßig am Wochenende arbeiten muss? Zudem haben wir das Problem der Arbeitszeitverdichtung. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der stressbedingten Arbeitsausfälle verdoppelt. Insofern muss dringend die maximal zulässige Arbeitszeit gesenkt werden und es muss ein Recht auf Feierabend geben. Hingegen haben wir in diesem Land weit über vier Millionen Menschen, die erwerbslos oder unterbeschäftigt sind. Da muss dringend ein Ausgleich her.
Dass ich meine Tätigkeiten gut hinbekomme liegt nicht nur an einer guten Organisation, also auch mal Telefonkonferenz statt Sitzung oder Teamarbeit statt Einzelprojekt, sondern auch daran, dass mein Mann und ich uns die Erziehungsarbeit teilen und dass wir - nach langem Suchen - einen guten Kita-Platz gefunden haben. Außerdem nehme ich nach 16 Uhr in der Regel keine Termine an.
Im übrigen: Abgeordnete/r ist kein Job nach Stechuhr, sondern sollte eine Berufung sein.
Mit freundlichen Grüßen
Katja Kipping