Frage an Katja Kipping von Sabine R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Kipping,
ich zitiere aus Ihren Ergüssen "Denn kein noch so gut geschnittener Anzug darf darüber hinwegtäuschen, dass NPD-Mitglieder Nazis sind und eine menschenverachtende Ideologie vertreten."
Sie schätzen also alle NPD Mitglieder und alle Wähler der NPD als menschenverachtend ein?
Nun meine eigentliche Frage. Kennen Sie all diese Menschen, die Sie als Nazis bezeichnen persönlich? Hatten Sie je mit einem(r) von diesen Kontakt?
Wie ich in der Schule gelernt habe, heißt das Wort Faschismus (Gewalt gegen das eigene Volk), richtig?
Zeigen Sie mir bitte die Stelle im Programm der NPD, die Ihre Behauptung begründet?
Haben Sie ein Forum? Ich habe noch mehr Fragen !
Danke
Sabine Reitenbach
Sehr geehrte Frau Reitenbach,
erstens dürfte Ihnen bei nochmaligem Lesen des von Ihnen angeführten Zitates
auffallen, dass ich nicht von NPD-Wählern, sondern von NPD-Mitgliedern
gesprochen habe. Ihre Schlussfolgerung ist demnach falsch.
Des weiteren sprach ich, so wie sie selbst zitierten, von Nazis. Darunter
versteht man allgemein:
Nationalsozialismus bezeichnet die totalitäre Weltanschauung und Bewegung, die im Deutschland der 1920er und 30er Jahre politisch wirksam wurde und die ab 1933 zur Errichtung einer Diktatur in einem nach völkischen Kriterien ausgerichteten Staat führte. Ihre Entstehung gründet sich auf die Ablehnung des nach 1918 in Deutschland entstandenen demokratischen Staates, der Weimarer Republik, sowie des geistigen Führungsanspruchs der Kirche und des Kommunismus. Zu ihren Grundlagen zählten ferner der völkische Rassismus und Antisemitismus sowie die Forderung nach einer Revision der infolge des verlorenen Ersten Weltkriegs erlittenen Sanktionen ("Schmach von Versailles"). Die nationalsozialistische Weltanschauung lieferte die ideologische Begründung für den ab 1939 in Europa geführten deutschen Eroberungskrieg (Zweiter Weltkrieg) und die Verbrechen des Holocaust. Es ist strittig, inwieweit es eine geschlossene nationalsozialistische Ideologie gab. Überliefert ist dazu die Aussage Hans Franks aus den Nürnberger Prozessen, dass es "so viele Nationalsozialismen wie Nationalsozialisten" gegeben habe. Die Frage muss aber letztlich offen bleiben, weil man lediglich vermuten kann, inwieweit der Nationalsozialismus als Ideologie seinen "Führer" überdauert hätte, um den herum, als dem absoluten, zentralen Mittelpunkt, das komplette politische System aufgebaut war.
Es lassen sich aber einige Hauptmerkmale benennen:
- Rassismus, insbesondere Antisemitismus, der im Holocaust
kulminierte, und "Höherzüchtung" einer Herrenrasse, sowie Verherrlichung der
"arischen und germanischen Rasse"; siehe auch Nationalsozialistische
Rassenideologie (vgl. Rassentheorie und Ariosophie)
- Sozialdarwinismus: Euthanasie und Eugenik bzw. "Rassenhygiene"
- Verwandtschaft zum Faschismus, die sich insbesondere in den
Propaganda-Inszenierungen zeigte
- Antimarxismus, Antikommunismus, Antibolschewismus und
Antikapitalismus
- Totalitarismus: Ablehnung von Demokratie; Zerschlagung politischer
Parteien, Gewerkschaften und freier Presse; Gestapo und Denunziantentum
- Führerprinzip: Konzentration aller Autorität in einer zentralen
Führungspersönlichkeit, sowie Projektion dieses Prinzips auf die restlichen
Hierarchie-Stufen
- Militarismus - Verteidigung von "Blut und Boden"
- Ideologie der Volksgemeinschaft
- Imperialismus - Lebensraumpolitik, "Lebensraum im Osten"
- Missbrauch der so genannten Preußischen Tugenden bzw. Philosophie des
Deutschen Idealismus
Zentrale Grundlagen nationalsozialistischen Handelns waren der Antikommunismus, Antisemitismus und die Ablehnung der Demokratie. Ähnlich wie der Faschismus in Italien, die deren Urheber Benito Mussolini als "Verschmelzung von Großkapital und Staat" definierte, waren die Nationalsozialisten von einzelnen deutschen wie auch ausländischen Unternehmern im Glauben an ein Bollwerk gegen den Bolschewismus finanziell aufgebaut worden.
Der Antisemitismus speiste sich aus verschiedenen, teilweise widersprüchlichen, Richtungen. So wurden Juden pauschal für Missstände, wie Massenarbeitslosigkeit, Verstädterung, Abwanderung der Landbevölkerung in die Städte, Zersiedelung der Landschaft usw. verantwortlich gemacht. Sie wurden auch als Hintermänner von Marxismus und auch Kapitalismus dargestellt und als "zersetzend", einer "minderwertigen Rasse angehörend" gebrandmarkt. Der Begriff der Rasse war ein zentraler Begriff nationalsozialistischer Weltanschauung. Es wurde die "Überlegenheit einer arischen Rasse" über andere Rassen postuliert, wobei "Arier" fälschlicherweise mit Indogermane gleichgesetzt wurde. Diese sollten vor dem schädlichen Einfluss, den die Nationalsozialisten in der "Vermischung" mit anderen Rassen sahen, bewahrt werden. Eines der wichtigsten Konzepte des Nationalsozialismus war die "Reinheit des Blutes". Ihre Erhaltung rechtfertigte z.B. die in den Nürnberger Gesetzen erlassenen Heiratsverbote von Deutschen mit "überwiegend anderer Rasse zugehörigen" Partnern. Die Sterilisierung von geistig Behinderten, psychisch Kranken und von Schwerverbrechern sollte verhindern, dass sich "krankes" Erbgut weitervererben konnte.
Parallel wurde Aufrüstung betrieben, zunächst geheim, dann offen. Sobald die Wehrmacht stark genug sein würde, sahen Pläne Hitlers und anderer hoher Nationalsozialisten vor, gezielt Angriffskriege einzufädeln. Dabei sollte ein Land nach dem anderen isoliert und einzeln "niedergekämpft" werden. Das Endziel war die Eroberung und Ausbeutung des kontinentalen Festlands, Großbritanniens und der Sowjetunion bis zur Linie Archangelsk-Uralgebirge-Kaukasus sowie die Besiedelung dieser Gebiete durch die "Herrenrasse". Die Herrschaft über die besetzten Gebiete sollte durch Vertreibung unerwünschter Bevölkerungsgruppen gestärkt werden.
Ich empfehle Ihnen, Ihr Schulwissen gegebenenfalls aufzubessern, oben geschriebenes und mehr können Sie beispielsweise auf Wikipedia.de nachlesen.
Mit freundlichen Grüßen
Katja Kipping