Frage an Katja Kipping von Manfred W. bezüglich Senioren
Sehr geehrte Frau Kipping,
eine Frage zur Rentendiskussion.
Gegen das Renteneintrittsalter von 67 Jahren habe ich keine Einwände.
Jeder soll so lange arbeiten wie er will und kann.
Das ungerechte des Renteneintrittsalters mit 67 sind die Abschläge, für jene die früher in Rente gehen müssen, aus welchem Grund auch immer.
Das ist doch Abzocke!!!!!!!!
Warum werden diese Abschläge nicht abgeschaft?
Ohne Abschläge gäbe es wieder sozialen Frieden.
Sehr geehrter Herr Wußler,
besten Dank für Ihre Frage, wenngleich ich in Ihrem Schreiben ein Missverständnis zu erkennen glaube: das Erreichen des Rentenalters geht keineswegs einher mit einem Arbeitsverbot – selbstverständlich darf ein Mensch auch aus unserer Sicht nach Erreichen des Rentenalters weiter tätig sein – wenn er dies möchte und gesundheitlich kann.
DIE LINKE. stellt sich nicht deswegen so vehement gegen die Rente ab 67, weil sie den Menschen, die es können und wollen, verbieten will, über 65 Jahre hinaus zu arbeiten. Wir tun dies deshalb, weil wir befürchten, dass viele Menschen es nicht schaffen werden (in der Regel aus gesundheitlichen Gründen), länger zu arbeiten. Die Konsequenzen der Rente ab 67 werden dann vermehrte Arbeitslosigkeit Älterer, Abdrängung in prekäre Beschäftigung und noch höhere Abschläge sein. Es droht eine neue Welle der Altersarmut.
Die Daten zur Beschäftigungssituation Älterer zeigen, dass unsere Befürchtungen sehr berechtigt sind: Nur ein Fünftel der 60- bis 65-Jährigen steht in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis, bei den 64- bis 65-Jährigen ist es sogar nur noch jede/r Zehnte. Nur eine Minderheit der Neurentner/innen geht aus einem solchen Beschäftigungsverhältnis in Rente. Das durchschnittliche Renteneintrittsalter liegt mit gut 63 Jahren noch fast zwei Jahre von der derzeit noch geltenden Regelaltersgrenze von 65 Jahren entfernt. Bereits heute geht fast die Hälfte der Menschen mit Abschlägen von durchschnittlich 115 Euro in die Altersrente. Dies sind alles von der Regierung - in ihrer Antwort auf unsere Große Anfrage zur „Rente ab 67“ - veröffentlichte Zahlen. Und noch etwas zum Thema Abschläge: diese entstehen ja eben vermehrt durch das Anheben des Renteneintrittsalters und je höher das Renteneintrittsalter ist, umso mehr oder länger muss man diese Abschläge in Kauf nehmen. Mit anderen Worten: das Anheben des Rentenalters ist nichts anderes als eine versteckte Rentenkürzung. Ich denke, wir sind da einer Meinung – und für DIE LINKE ist und bleibt der Kampf gegen die Rente mit 67 ein zentrales Thema. Über diese eben beschriebene versteckte Rentenkürzungen schweigt die Regierung nämlich und verbreitet stattdessen aktuell Jubelzahlen über die Entwicklung der Erwerbsbeteiligung Älterer, die nichts darüber aussagen, ob die Rente ab 67 tatsächlich vertretbar ist. Wie die genannten Fakten zeigen, ist die Rente ab 67 nicht vertretbar und muss gestoppt werden.
Freiwillig ist es in den meisten Berufen bereits heute möglich über das 65. Lebensjahr hinaus zu arbeiten. Dies wirkt sich sogar rentensteigernd aus. Gegen solche positiven Anreize haben wir nichts einzuwenden. Zur Vermeidung von (noch mehr) Abschlägen treten wir dafür ein, dass die Rente ab 67 gestoppt wird und Anstrengungen unternommen werden, dass die Menschen bis zum Regelalter von 65 Jahren arbeiten können. Für die, die bereits vorher nicht mehr können, müssen flexible Übergänge geschaffen werden, etwa durch einen erleichterten und abschlagsfreien Zugang zu Erwerbsminderungsrenten und die Wiederaufnahme der Förderung von Altersteilzeit.
Mit freundlichen Grüßen
Katja Kipping