Frage an Katja Kipping von Lutz Dr. K. bezüglich Jugend
Hallo Genossin Kipping,
Sie sind "unsere" Abgeordnete. Aber zaubern könnes Sie auch nicht.
Unsere Tochter ist Lehrerin in Thüringen. Es ist eine Schule mit und für Verhaltensauffällige Kinder. Die Familien der Schüler gehören nicht zu den sozial stärksten.
Unsere Tochter gibt auch ab und zu das Mittagsessen für die Schüler aus. Für die Schüler, deren Eltern bezahlt haben. Bei der Essenausgabe stehen schon einige Kinder in der Nähe und fragen unsere Tochter ob heute etwas übrig bleibt. Sie haben keine Essenmarken.
Geschwisterpaare, meist bekommt einer von Beiden ein "Freiessen". Da sitzt der andere daneben und hofft, dass der Bruder oder die Schwester etwas in der Schüssel übrig lässt.
Für unsere Tochter ein beinahe unerträglicher Zustand.
Sie und weitere Kolleginnen sind für ein kostenloses Mittagessen für alle Schüler. Öb reich oder arm. Dafür muss das Geld in dieser reichen BRD doch dasein!
Was sollen wir tun?
Bleiben Sie schön gesund.
Sehr geehrter Herr Dr. Klunowski,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Sie haben recht, zaubern kann ich nicht, auch wenn ich es so manches Mal gern möchte. Insofern müssen wir auf anderem Wege versuchen, die bestehenden Ungerechtigkeiten zu überwinden. Sie fragen konkret, was Sie dafür tun können, damit alle Schüler ein warmes Mittagessen bekommen können. Vielleicht haben Sie verfolgt, dass sowohl unsere Landtagsfraktion in Sachsen als auch die Stadtratsfraktion DIE LINKE. in Dresden Anträge eingebracht haben, die ein kostenloses und gesundes Mittagessen für alle Schülerinnen und Schüler fordern (in Thüringen gab und gibt es sicher ähnliche Bestrebungen). Leider wurden unsere Initiativen abgelehnt. Allerdings werden diese Anträge sicher demnächst erneut eingebracht, denn die unzureichende Versorgung besteht ja fort. Dazu wird es voraussichtlich begleitend von den Fraktionen wieder entsprechende Öffentlichkeitsarbeit sowie Veranstaltungen geben. Sie können aber inzwischen ganz konkrete Dinge tun - wichtig ist immer, Öffentlichkeit für derartig wichtige Anliegen zu erreichen und zu organisieren, z.B. können Sie sich mit anderen Personen vernetzten und eine Bürgerinitiative gründen. Oder Sie schreiben eine Petition - das ist sowohl auf kommunaler Ebene als auch an die Landtage möglich. Für einen vertieften Austausch kann ich Ihnen auch den Kontakt zu Dr. Edith Franke empfehlen, Telefon: 0351 493-5851, edith.franke@slt.sachsen.de . Sie ist Sprecherin für Armutsbekämpfung in unserer sächsischen Landtagsfraktion, Mitglied des Sozialausschusses des Landtages und als langjährige Chefin der Dresdner Tafel (die Dresdner Tafel hat ja auch immer wieder auf das Problem der unzureichenden Frühstücks- und Mittagsversorgung vieler Kinder hingewiesen und versucht, durch eigene Aktionen zu helfen) kann Sie Ihnen auch sicher Kontakte nennen, falls Sie sich konkret engagieren möchten.
Mit freundlichen Grüßen
Katja Kipping