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Katja Keul
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Frage von Thomas G. •

Frage an Katja Keul von Thomas G. bezüglich Recht

Sehr geehrte Frau Keul,

herzlichen Dank für Ihre Antwort auf meine Fragen zur juristischen Ausbildung!
Hierzu habe ich ein paar Rückfragen:

1) Sie haben geschrieben: „Die Noten der Staatsexamen geben nach meinem Eindruck nur begrenzt Auskunft über die tatsächlichen juristischen Fähigkeiten.“
Halten sie es trotzdem für gerechtfertigt, wenn der Staat bei der Besetzung von juristischen Beamtenposten und Richterposten so stark wie bisher die Examensnoten berücksichtigt?

2) „ Es muss Anspruch der juristischen Ausbildung sein, dass das Ausweichen auf private Anbieter für eine gelungene Vorbereitung nicht notwendig ist. Durch eine entsprechende Ausbildung könnte man auch den hohen Durchfallquoten entgegenwirken.“
Wie sollte genau das umgesetzt werden?

3) „Außerdem finde ich wichtig, dass die Studierenden im Verlauf des Studiums auch ausreichend Zeit haben, um sich mit der Vergangenheit der deutschen Justiz und mit Grundlagenfragen der Rechtsphilosophie zu befassen.“
Denken Sie, dass es realistisch ist, von Studierenden, die ein Staatsexamen machen müssen, auch noch zu erwarten, dass Sie sich ernsthaft mit nicht examensrelevanten juristischen Inhalten wie Geschichte und Philosophie zu beschäftigen?

4) „Um MandantInnen gut vertreten zu können und auch um die Qualität gerichtlicher Entscheidungen zu sichern, ist eine gute Kenntnis des deutschen Rechtssystems durch die beteiligten JuristInnen erforderlich. Den Schutz der Rechtssuchenden muss man also mitbedenken, wenn man über erleichterte Anerkennungen spricht.“
Inwieweit würden Sie sagen, ist ein Mandant, dessen Fall keinen oder nur geringen Bezug zu Inhalten des Staatsexamens hat (z.B. Umweltrecht, Steuerrecht, Sozialrecht, Medizinrecht, Ausländer-und Asylrecht, Internationales Privatrecht; Schul-und Hochschulrecht oder auch in einem geringeren Maße Familien- und Erbrecht, Arbeitsrecht und Gesellschaftsrecht) , durch das derzeitige System des deutschen Staatsexamens geschützt? Würden Sie sagen, dass Mandaten eine E

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr G.,

danke für Ihre Rückfragen.
Selbst wenn die Noten der juristischen Staatsexamina nur begrenzte Aussagekraft haben, sollten sie Berücksichtigung bei den Auswahlverfahren finden. Sie sind aber nicht der alleinige Anhaltspunkt, sondern weitere Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. Ich freue mich beispielsweise darüber, dass bei Neueinstellungen mittlerweile auch auf größere Vielfalt geachtet wird. Im Übrigen liegt die Entscheidung über Einstellungen für diese juristischen Berufe in erster Linie in der Verantwortung der Länder.

Bei einer möglichen Reform der juristischen Ausbildung ist mir die Perspektive wichtig. Wir müssen uns eingestehen, dass die Anforderungen im Arbeitsalltag von JuristInnen sich dramatisch verändert haben. Heute kann man mit einem Klick auf eine unbegrenzte Menge an Informationen zugreifen und ist nicht auf die Gesetze und wenige Kommentare beschränkt wie im Examen. Auch die Erstellung von Schriftsätzen läuft nicht mit der Hand (wie noch im Examen), sondern oft mit technischer Unterstützung. Kurzum, an den neuen Anforderungen muss sich auch die Ausbildung besser orientieren.

Ich halte es für fundamental, dass StudentInnen sich mit der Vergangenheit der deutschen Justiz und mit Grundlagenfragen beschäftigen. JuristInnen arbeiten in gesellschaftlich hoch relevanten Berufen und tragen eine große Verantwortung für den Schutz unserer Demokratie. Darum ist es für sie besonders wichtig, kritisch reflektieren zu können, auch über den Einzelfall hinaus.

Auch bei Fällen, die sich nicht im Kernbereich des Examensstoffes bewegen, sind Kenntnisse über die Verfahren und das deutsche Rechtssystem notwendig. Im Studium wird gerade die Fähigkeit vermittelt, auch in unbekannten Gebieten zu Lösungen zu kommen und diese Lösungen auf juristischem Wege in unserem System durchzusetzen.

Zum Thema der Aus- und Weiterbildung empfehle ich Ihnen gerne auch diese Rede von mir: https://www.gruene-bundestag.de/parlament/bundestagsreden/studium-der-rechtswissenschaft

Herzliche Grüße
Katja Keul

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