Frage an Kathrin Boleslawsky von Maria H. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Wie stehen Sie zum Thema Massentierhaltung in der heutigen Landwirtschaft? Sollte der Staat nicht Grenzen festlegen, wieviele Tiere maximal in einem Stall gehalten werden dürfen? Welche Tierzahlen würden Sie bei Schweinen, Rindern und Geflügel als Höchstgrenzen festlegen?
Sehr geehrte Frau Herbst,
ich bin gegen die Intensivtierhaltung, weil ich sie für systematische Tierquälerei halte. Die meisten Nutztiere in Deutschland werden in großen Anlagen gehalten, die ihnen kein artgerechtes Leben erlauben. Im Gegenteil, durch Züchtung und Quälereien wie das Kupieren von Ferkelschwänzen werden die Tiere an die Haltung angepasst. Durch die Futtermittelerzeugung gefährden wir die Biodiversität nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Regionen, aus denen wir z.B. Soja importieren. Darüber hinaus verurteile ich, dass in der Intensivtierhaltung steigende Mengen an Antibiotika eingesetzt werden, die auf lange Sicht nicht nur der Gesundheit des Tieres, sondern auch uns VerbraucherInnen schaden.
Aus diesen und weiteren Gründen setzen sich Bündnis 90/ Die Grünen für einen Systemwechsel in der Tierhaltung ein. Wir wollen eine tiergerechte, an die landwirtschaftliche Fläche gebundene Tierhaltung etablieren. Damit geht einher, dass überdimensionale Anlagen nicht weiter zugelassen werden. Es ist jedoch schwierig, eine Begrenzung von Anlagen allein nach der Anzahl der Tiere vorzugeben. Denn die Anzahl der Tiere alleine sagt ja nichts über die Haltungsform aus.
Wir wollen deshalb u.a. folgende Regelungen einführen, um artgerechte Tierhaltung - die einer „Massentierhaltung“ widerspricht - zu fördern:
- Änderung des Tierschutzgesetzes: Vorgaben für artgerechte Zucht und Haltung, Verbot von Schnäbel kuppieren etc., zeitliche Begrenzung von Tiertransporten, Verbessern der Schlachtbedingungen auf den Schlachthöfen
- Stallbauten dürfen nur dann staatlich subventioniert werden, wenn die Tierschutzvorgaben eingehalten werden
- das Baurecht dahingehend weiter entwickeln, dass Stallanlagen nicht der Privilegierung unterliegen, d.h., dass für jede neue Anlage eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden muss
- Die Lebensmittelkennzeichnungen müssen für die Verbraucherinnen eindeutig sein, so dass sie sich für Produkte aus artgerechter Tierhaltung entscheiden können. Eine Täuschung der VerbraucherInnen durch falsche Bilder und irreführende Markennamen muss verhindert werden.
Dies sind nur einige der Punkte, die meine Partei fordert, um endlich für eine artgerechtere Tierhaltung in Deutschland zu sorgen. Für weitere Informationen empfehle ich Ihnen die Internetseite der Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen: http://www.gruene-bundestag.de/themen/agrar
Mit freundlichen Grüßen,
Kathrin Boleslawsky