könnte eine verringerung des Bildungsstands als vorrausetzung den fachkräftemangel lösen?
Guten tag,
Ich frage mich, ob eine verringerung der Bildungsstands vorraussetung nicht den fachkräftemangel lösen könnte. Ich zwar dachte ich daran, dass man Die vorraussetzung des Bildungsstands so verringern kann, dass Berufe mit der Voraussetzung der Mittleren Reife bzw Realschulabschluss auf Abgeschlossenen Ausbildungsstand, und Berufe die eine ausbildung erfordern auf Hauptschulabschluss herabsenken, da es in Deutschland Viele Arbeitswillige die Bürgergeld beziehen mit zu geringem Bildungsstand gibt, dachte ich dass man so sogar die Arbeitslosenrate verringern könnte. Was hällt die bundesregierung von diesem Vorschlag?
Lieber Herr B.,
vielen Dank für Ihre Frage zur Bildungspolitik. Als finanzpolitische Sprecherin der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen liegt mein thematischer Fokus auf Steuern und Finanzmärkten – ich bin also keine Expertin für Bildungspolitik, teile Ihnen aber gerne die Position unserer Bundestagsfraktion mit. Für eine Einschätzung der Regierung würde ich Sie bitten, eine Anfrage an das zuständige Bundesministerium für Bildung und Forschung zu stellen.
Ihr Vorschlag suggeriert, dass die Bildungsvoraussetzungen aller Ausbildungsberufe durch den Staat definiert werden. Dies trifft jedoch nur auf ausgewählte Berufe zu, wie zum Beispiel Berufe der Pflege oder Erziehung. Für diese regulierten Berufe gibt es in der Tat festgeschriebene Bildungsvoraussetzungen, die einzuhalten sind. Für alle anderen Berufe – zum Beispiel im Handwerk oder im kaufmännischen Bereich – sind die Arbeitgeber*innen frei, ihre eigenen Bildungsstandards zu definieren und diese – bei Bedarf – auch herabzusetzen.
Für die regulierten Ausbildungsberufe liegt diese Entscheidung bei Bund und Ländern. Wir sehen in der Absenkung der Bildungsvoraussetzung für Ausbildungsberufe jedoch kein Potenzial zur Linderung des Fachkräftemangels. Im Gegenteil: es könnte ihn sogar verschlimmern. Wir sehen heute bereits eine signifikante Anzahl von Menschen, die ihre Ausbildungen aufgrund von schlechten Leistungen in den Berufsschulen abbrechen müssen, weil sie mit den teils komplexen Lehrinhalten nicht mitkommen. Würden wir die Bildungsvoraussetzungen nun abschwächen – zum Beispiel von Realschul- zu Hauptschulabschluss – hätten die Berufsschüler*innen weniger Grundlagen, um die Ausbildungsinhalte zu verstehen und gute Leistungen in der Berufsschule zu erzielen. Wir erwarten von einer Absenkung der Bildungsvoraussetzungen daher eine kontraproduktive Wirkung, weshalb wir diesen Vorschlag ablehnen.
Die Ursachen für Fachkräftemangel in einigen Bereichen sehen wir dagegen eher in unattraktiven Arbeits- oder Vergütungsbedingungen sowie einem Verteilungsproblem zwischen Arbeitsangebot und -nachfrage. Daher müssen wir die Tarifbindung stärken und somit für faire Löhne sorgen. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz ermöglichen wir zudem die Gewinnung ausländischer Fachkräfte, um die Lücke zwischen Arbeitsangebot und -nachfrage zu schließen.
Ich habe mich gefreut, dass Sie sich an mich gewandt haben und hoffe, dass ich Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen kann. Der Austausch mit Bürger*innen ist mir wichtig und kostbar. Wenn Sie regelmäßig über meine Arbeit in Hamburg und Berlin informiert werden möchten, können Sie sich gerne hier für meinen Newsletter anmelden.
Herzliche Grüße
Katharina Beck