Portrait von Karsten Becker
Karsten Becker
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Karsten Becker zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Georg W. •

Frage an Karsten Becker von Georg W. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Sehr geehrter Herr

mit Straßenbahn, Zug und Omnibus fuhr ich kürzlich zum Museumsbesuch von Hannover nach Wiedensahl, den Geburtsort von Wilhelm Busch. Dazu benutzte ich das Niedersachsenticket der Deutschen Bahn. Das gilt im Großraumverkehr Hannover und natürlich für den Regionalexpress, bzw. die S-Bahn von Hannover nach Stadthagen.
Als ich dort in den Bus umgestiegen war und mein Niedersachsenticket vorgezeigt hatte, sagte mir der Omnibusfahrer, das Niedersachsenticket habe auf dieser Strecke keine Gültigkeit. Auf meine Nachfrage, warum das so sei, schließlich könne ich damit doch auch in Hannover die Straßenbahnen und Omnibusse benutzen, antwortete er: "Die Bahn würde das nicht anerkennen." Weitere Nachfragen und Antworten machten mir den Sachzusammenhang nicht verständlicher. Fakt ist, dass ich für die letzten rund 10 km meines kleinen Kulturtrips mit dem ÖPNV noch mal ganz schön tief zusätzlich in die Tasche greifen musste.
Da Sie im Wahlkreis 37 (in dem Stadthagen liegt) kandidieren, nehme ich an, dass Sie mit den Besonderheiten des örtlichen ÖPNV so weit vertraut sind, dass Sie mir sagen können, was es mit diesem Vorgang für eine Bewandtnis hat. Außerdem erhoffe ich mir von Ihnen, dass Sie im Falle, dass Sie in den Landtag einziehen, mit den Ihnen dann gegebenen Möglichkeiten daran arbeiten, den geschilderten Unfug abzustellen. Denn ein solches Erlebnis, wie ich es oben geschildert habe, kuriert vermutlich nachhaltig von der "utopischen Idealvorstellung", man könne mit dem ÖPNV günstig mobil sein.
Ich bin trotzdem nicht "kuriert", vielmehr nach wie vor davon überzeugt, dass ein preisgünstiger und guter ÖPNV auch im ländlichen Raum möglich ist. Dazu gehört m. E., dass es möglich sein muss, auch in Stadthagen mit dem Niedersachsenticket Bus zu fahren. Wenn man den jetzigen Zustand mit einer Autofahrt vergleichen würde, müsste man in Stadthagen eine eigene Mautstelle für Straßenbenutzung einrichten.

Portrait von Karsten Becker
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Weil,

ich danke Ihnen für Ihre Nachfrage zu der GVH-Anbindung des ÖPNV im Landkreis Schaumburg und der Gültigkeit des Niedersachsen Tickets innerhalb des GVH-Verbundes.

Die in diesem Zusammenhang gegenwärtig gültigen Tarifstrukturen stellen sich folgendermaßen dar:

Das Niedersachsen Ticket ist ein Angebot der Bahn, der GVH Regionaltarif ein Angebot des Großraum Verkehrs Hannover (Region Hannover). Das Niedersachsen Ticket ist innerhalb bestimmter Zeiten in allen Nahverkehrszügen der Bahn (DB, Metronom, Nordwestbahn, Arriva, Erixx, Cantus und andere) für Fahrten innerhalb Niedersachsens gültig. Zusätzlich gilt es in folgenden Tarifverbünden auch in den Bussen, Stadtbahnen etc.: Großraum Verkehr Hannover (GVH), Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN), Verbundtarif Region Braunschweig (VRB), Hamburger Verkehrsverbund (HVV), Verkehrsverbund Süd Niedersachsen (VSN).

Für die Anerkennung des Niedersachsen Tickets in Bussen und Stadtbahnen in den o. g. Tarifverbünden erhalten die jeweiligen Bus- und Stadtbahnunternehmen Ausgleichszahlungen von der Bahn (Ausgleich von Durchtarifierungsverlusten, da statt zwei Fahrkarten nur noch eine Fahrkarte benötigt wird). In denjenigen Landkreisen, die nicht zu den o. g. Tarifverbünden gehören, (Landkreise Schaumburg, Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Heidekreis) wird das Niedersachsenticket in den Bussen nicht anerkannt.

Ich stimme Ihnen zu, dass eine Ausweitung des GVH-Tarifs auf die Zu- und Abbringer-Busverkehre in den Landkreisen des Zweiten Rings zusammen mit einer Tarif-Vereinfachung zur Attraktivitätsverbesserung des ÖPNV beitragen könnte. Auch aus diesem Grund bemüht sich der Landkreis Schaumburg bereits seit Jahren um eine Beseitigung des Tarifbruchs auf der Strecke „Hannover - Bückeburg“ und die Ausweitung des GVH-Regionaltarifs auf die Zu- und Abbringer-Busverkehre. Voraussetzung für die benötigte Förderung durch die Landesnahverkehrsgesellschaft ist ein entsprechender Bedarfsnachweis. Die Untersuchungen dazu wurden von der Region Hannover in Abstimmung mit den Nachbarregionen - insbesondere auch in Abstimmung mit dem Landkreis Schaumburg - durchgeführt. Dabei wurde auch die Integration der Zu- und-Abbringer Busverkehre in den Kreisen des Zweiten Rings untersucht, so dass ein durchgehender Fahrschein von Hannover zu Zielen innerhalb des Zweiten Rings (unter anderem auch nach Wiedensahl) grundsätzlich möglich wäre. Hierzu wären allerdings Ausgleichsleistungen an die Verkehrsunternehmen im Zweiten Ring notwendig, die (unabhängig davon, ob der Fahrgast das Angebot nutzt oder nicht) durch pauschal höhere Fahrpreise erwirtschaftet werden müssten.

Da solche Tarifsteigerungen kaum vermittelbar sind und sich kontraproduktiv auf die Attraktivität des ÖPNV auswirken, werden sie grundsätzlich durch die ÖPNV-Träger übernommen. Aufgrund der überregionalen Bedeutung der o. a. Tariferweiterungen und der finanziellen Größenordnungen müssen die Anschubfinanzierungen für die o. a. Maßnahmen durch die Landesnahverkehrsgesellschaft getragen werden.

Hier ist meines Erachtens die Landesnahverkehrsgesellschaft zur Übernahme des Verlustausgleichs gefordert, bis die Mehraufwendungen durch entsprechende Fahrgaststeigerungen kompensiert worden sind. Nach den bisherigen Erfahrungen ist dies nach einem Zeitraum von ca. drei Jahren zu erwarten. Bisher gibt es seitens der Landesnahverkehrsgesellschaft allerdings keine Signale, die Ausgleichszahlungen für eine Erweiterung des GVH-Regionaltarifs auf Einzelfahrausweise oder für die Integration der Zu- und Abbringer-Busverkehre in den Kreisen des Zweiten Rings zu übernehmen.

Ich halte es vor dem Hintergrund der erforderlichen Verbesserungen von regionalen ÖPNV-Angeboten für dringend erforderlich, dass das Land Niedersachsen der qualitativen und quantitativen Verbesserung der Angebote einen entsprechenden Stellenwert einräumt.

Mit freundlichem Gruß

Karsten Becker