Frage an Karl Schiewerling von Gerhard H. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Schiewerling!
Es würde meine Familie und mich interessieren, welchen Standpunkt Sie zur Gentechnik vertreten und in Ihrer Eigenschaft als gewählter Vertreter politisch durchsetzen möchten.
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Heßmann,
als Ihr Bundestagsabgeordneter bedanke ich mich ausdrücklich für Ihre Anfrage über das Internetportal abgeordnetenwatch.de. Gerne erläutere ich Ihnen daher meinen Standpunkt zum Thema Gentechnik.
Gentechnik ist weder Fluch noch Segen. Grundsätzlich müssen in diesem Bereich Anwendungsgebiete unterschieden werden, da Gentechnik nicht gleich Gentechnik ist. So muss zwischen Weißer (Anwendung bei Industrieprozessen), Roter (Nutzung im Bereich der Medizin) und Grüner Gentechnik (Einsatz bei Pflanzen) unterschieden werden. Meine folgenden Ausführungen beziehen sich hauptsächlich auf die Nutzung der Gentechnik als Agrartechnologie (Grüne Gentechnik), da diese in der Öffentlichkeit den meisten Anklang gefunden hat.
Angesichts einer rapide anwachsenden Weltbevölkerung, bei gleichzeitiger Abnahme der Anbauflächen und zunehmend schwierigeren Lebensbedingungen (Trockenheit, Hitze, salzhaltige und magere Böden) dürfen wir die neuen Chancen der Grünen Gentechnik nicht übersehen. Sie kann einen wichtigen Beitrag zur Ernährung der Weltbevölkerung, zur Verbesserung der Lebensmittelqualität und zur umweltfreundlichen Versorgung mit Energie und Rohstoffen leisten. Zudem werden beispielsweise Insulin und einige Vitamine auf der Basis genveränderter Bakterien produziert, sodass die Gentechnik einige Vorteile mit sich bringt.
Hinzu kommt, dass die Gentechnik in der Züchtungsforschung mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist. So können züchterische Fortschritte, die zunächst nur gentechnisch erreicht wurden, erst im Nachhinein mit Methoden konventioneller Kreuzung nachvollzogen werden. Das dazu nötige Wissen über die Wirkungszusammenhänge lieferte erst die Gentechnik. Wir sollten die Forschung zur Grünen Gentechnik voranbringen, allerdings ohne Zugeständnisse in Fragen der Sicherheit. Nur wenn sich unser Land weiterhin an den internationalen Entwicklungen im Bereich der Erforschung von gentechnisch veränderte Organismen (GVO) beteiligt, können wir diesen Prozess auch mitgestalten. Wir brauchen daher eine differenzierte, auf Sachargumenten basierende Haltung zur Grünen Gentechnik und kein bedingungsloses "Ja" oder "Nein".
Dabei hat die Sicherheit von Mensch und Umwelt bei der Nutzung von Gentechnik oberste Priorität. Zu der Frage nach der Gefahr durch gentechnisch veränderte Organismen (GVO) und eventuelle nicht abschätzbare Folgeschäden möchte ich Sie darauf hinweisen, das GVO nach dem Stufenprinzip eingeführt werden. Zunächst werden Tests in Laboren und Gewächshäusern mit anschließenden kleineren, räumlich begrenzten Freisetzungsversuchen durchgeführt, was vor jedem Versuch die Genehmigung der Behörden voraussetzt. Erst nach erfolgreicher Freisetzung kann die Inverkehrbringung beantragt werden. Voraussetzung für die Genehmigung ist, dass von dem fraglichen GVO keine Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt ausgeht, was in jedem Einzelfall entsprechend dem Stand der Wissenschaft geprüft wird. Erwähnt werden muss ebenfalls, dass jede Genehmigung zum Inverkehrbringen nach 10 Jahren erneuert werden muss.
Folglich sollten wir meiner Meinung nach im Interesse der Bewahrung der Schöpfung und des Schutzes des Lebens die Chancen der Gentechnik verantwortungsbewusst abwägen und die Nutzung daran ausrichten.
Mit freundlichen Grüßen
Karl Schiewerling