Frage an Karl Schiewerling von Tobias O. bezüglich Innere Sicherheit
Sehr geehrter Herr Schiewerling,
nach den Amokläufen der letzten Jahre werden immer wieder (insbesondere hier in Deutschland) Verschärfungen der geltenden Waffengesetze gefordert. Nach den Taten von Robert Steinhäuser, Sebastian Bosse und Tim Kretschmer war die Bevölkerung zurecht entsetzt, wie einfach es den Tätern gelang, zum Teil legal an die verwendeten Waffen zu kommen. Insbesondere nach dem letzten Amoklauf in Winnenden wurden diverse Vorschläge unterbreitet, um die Gefahr eines erneuten Amoklaufes zu minimieren.
Einer der Vorschläge sieht ein bundesweites Verbot des Paintball-Sports vor, über das momentan sehr kontrovers diskutiert wird. Da ich selber leidenschaftlicher Hobbyspieler dieser Sportart bin, (die übrigens mit über 400 Vereinen in Deutschland in mehreren Regionalen und Nationalen Ligen organisiert ist), interessiert mich Ihre Meinung zu dieser Thematik.
Mit welcher Begründung soll ein Mannschaftssport verboten werden, dessen Grundprinzipien u.a. Teamfähigkeit und Fairness sind und der soziale Kontakte fördert?
Welche Parallelen gibt es zwischen psychisch labilen Jugendlichen, die Zugang zu scharfen Waffen haben und einer (zugegeben unkonventionellen) Sportart, die Technologien benutzt, die, rein optisch, lediglich auf den ersten Blick einer Waffe ähneln?
Vor allem aber: Wie kommt unsere Regierung auf die Idee, eine Sportart, die keiner der Amokläufer der letzten Jahre jemals gespielt hat, verbieten zu wollen??
Mit freundlichen Grüßen,
Tobias Oestermann
PS: Für mehr Informationen zum Thema Paintball empfehle ich einen Blick auf folgende Seite:
http://www.forum-pro-paintballsport.de/index.php?article_id=12
Sehr geehrter Herr Oestermann,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage, in der Sie sich kritisch zu einem bundesweiten Verbot des Paintball- Sports äußern.
Wie Sie in Ihrer Anfrage richtigerweise ausführen, stellen diese Ergebnisse eine Reaktion auf den schrecklichen Amoklauf eines erst 17- jährigen Jungendlichen dar. Ich denke, dass Sie mit mir übereinstimmen, dass wir, die Gesellschaft, nach so einer Tat nicht einfach weitermachen dürfen wie bisher. Wir müssen sensibler für die Entwicklung in unserer Gesellschaft sein und dürfen Verrohungen nicht länger akzeptieren. In diesem Kontext halte ich es im Rahmen einer sachlichen, differenzierten und auf Sachargumenten basierten Diskussion für berechtigt, darüber nachzudenken, ob Paintball, als einer unter vielen ursächlichen Faktoren angesehen werden muss, die die Hemmschwelle für tatsächliche Gewalt sinken lassen. Dies wiederum würde dann ein Verbot rechtfertigen. Schließlich geht es ja beim Paintball darum, gegnerische Spieler zu markieren, wodurch das Zielen auf Menschen realitätsnah simuliert wird.
Zur Prüfung dieses eventuellen Zusammenhangs hat sich der Deutsche Bundestag dazu entschlossen, eine wissenschaftliche Studie in Auftrag zu geben, die dann als Grundlage weiterer Diskussionen dienen soll. Dabei geht es mir nicht um altmodisch- grimmiges Sittenwächtertum oder um Vorurteile gegenüber neuen Formen in Spiel und Freizeit. Im Gegenteil, ich begrüße es ausdrücklich, wenn sich Mitbürgerinnen und Mitbürger zusammenschließen, um ihrem gemeinsamen Hobby nachzugehen.
Ich hoffe, dass ich mit meiner Antwort einige Ihrer Bedenken ausräumen konnte und versichere Ihnen, Ihre Argumente und die der wissenschaftlichen Untersuchung bei der anstehenden Diskussion um ein Verbot von Paintball-Spielen zu berücksichtigen.
Mit freundlichen Grüßen
Karl Schiewerling