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Karl Richter
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Frage von Christian W. •

Frage an Karl Richter von Christian W. bezüglich Kultur

Hallo Herr Richter,

zugegebenermaßen tue ich mich schwer mit Ihrer Partei und gehöre wohl auch nicht zu Ihrem Wählerpotential. Trotzdem meine ich, dass man sich mit allen politischen Richtungen - wenn auch kritisch - auseinandersetzen sollte.
In zwei Bundesländern ist Ihre Partei nun in Landtagen vertreten und die Art und Weise mancher Auftritte in den Parlamenten schockiert mich doch. Wenn NPD-Abgeordnete wie Apfel, Gansel, T. Müller oder Pastörs zu Themen wie Abschiebungen und Holocaust Stellung nehmen, kann einen schon einmal etwas anders werden. Und dann stellt man sich die Frage, ob diese Herren Politik aus Liebe zum Vaterland oder eher Politik aus Hass gegen Migranten, Homosexuelle und Kommunisten machen. Wäre Ihr politischer Stil im Landtag gemäßigter und sachbezogener?
Die NPD wirft Vertretern anderer Parteien oft vor, dass man sie mit der NSDAP gleichsetze, obwohl man eine gegenwartsbezogene Partei sei. Finden Sie nicht auch, dass Mitglieder der NPD teilweise durch ihren Sprachgebrauch ("Es müssten wieder Züge fahren...", Leichsenring; "Bombenholocaust", Apfel) genau diesen Vorwurf fördern?
Meine letzte Frage: ist es für sie aktzeptabel, dass ein Jürgen Rieger im Parteivorstand der NPD sitzt? Man bedenke nur dessen Rassentheorien.
Vielen Dank im Voraus für die Beantwortung meiner Fragen.

Mit freundlichen Grüßen,

Christian Wilkens

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Antwort von
NPD

Grüß Gott, Herr Wilkens,

über Ihre Fragen freue ich mich, weil sie echte Gesprächsbereitschaft erkennen lassen. So etwas würde man sich in unserer angeblich so "toleranten" Gesellschaft häufiger wünschen. Im übrigen halte ich es ebenso, mich auch mit Haltungen und Positionen auseinanderzusetzen, die ich vielleicht nicht teile; Scheuklappen und exorzistische Rituale sind nicht mein Ding.

Zu Ihren Fragen:

Erstens, was den politischen Stil angeht: ich denke, ich habe Holocaust- und andere Provokationen nicht nötig. Was meinen Fall angeht, werden Sie mitbekommen haben, daß ich inzwischen tun (und lassen) kann, was ich will - es steckt immer "Provokation" dahinter. Da wird selbst eine schlampige Vereidigungsgeste im Rathaus gleich zum "Hitlergruß" - Sie werden diese Kasperliade wohl zumindest am Rande mitbekommen haben. Von daher habe ich den Holzhammer nicht nötig. Ich "hasse" auch niemanden. Andererseits kommt es aber immer so zurück, wie man in den Wald hineinruft. Wenn man von den Medien und vom politischen Gegner tagein, tagaus runtergemacht wird, fällt es manchmal schwer, anständige Umgangsformen beizubehalten. Im übrigen lade ich Sie gerne ein, sich von meinen und den Umgangsformen meiner Gegner im Münchner Rathaus einmal Ihr eigenes Bild zu machen - die Vollversammlungen dort finden meist einmal im Monat statt, und meist melde ich mich auch zu Wort. Sie werden sich wundern, wie entlarvend das ist - aber nicht für mich :-)

Punkt zwei, die NS-Nähe, die Sprachgewohnheiten mancher unserer Abgeordneter. Halten Sie sich auch da bitte möglichst den Kontext vor Augen. Den Leichsenring-Ausrutscher mit den "Zügen" habe ich im Sächsischen Landtag selbst miterlebt. Leider wird immer unterschlagen, daß Leichsenring zuvor in außerordentlich flegelhafter Weise provoziert wurde und sich in seiner Reaktion dann sprachlich vergriffen hat. Im übrigen lebt eine Partei wie die NPD, über die in den Medien so gut wie nie sachlich und inhaltlich berichtet wird, nicht zuletzt von der richtigen Mischung aus Sachpolitik und gezielten Tabubrüchen - wir werden ja nicht als Block- und Abnickpartei wie die anderen, sondern als Protestpartei gewählt. Wer uns wählt, erwartet auch, daß sich die etablierten Parteien maßlos über uns ärgern. Wenn Sie sich andererseits aber einmal einen Überblick über unsere parlamentarischen Initiativen - etwa im Sächsischen Landtag - verschaffen, dann werden Sie feststellen, daß es sich zu 90 Prozent um sachpolitische Themen handelt, die formal und inhaltlich keinen Vergleich mit der Arbeit der etablierten Fraktionen scheuen müssen. Wie gesagt, in unserem Fall macht es die Mischung.

Punkt drei, Jürgen Rieger. Rieger stellte sich zur Wahl und wurde in einem demokratischen und geheimen Wahlgang gewählt. Als Rechtsanwalt ist er für den Parteivorstand ein wertvoller Aktivposten. Was jemand denkt und welche "Theorien" er im Kopf hat, darüber habe ich nicht den Stab zu brechen. Ich möchte n icht wissen, wie viele Tschekisten und Altkommunisten in den Vorständen der Linkspartei sitzen, die lieber gestern als heute wieder das "Gelbe Elend" in Bautzen in Betrieb nehmen würden. Da ist ein einziger "Rassenkundler" im vielköpfigen NPD-Parteivorstand eine vergleichbar kleine Nummer. Finde ich jedenfalls.

Ich weiß natürlich nicht, ob Sie mit diesen Antworten zufrieden sind. Wahrscheinlich nicht. Ich halte den Austausch von Argumenten und Standpunkten aber für sinnvoller als den von Pflastersteinen und bedanke mich nochmals für Ihr Interesse.

Viele Grüße

Ihr

Karl Richter