Frage an Karl Richter von Walter H. bezüglich Innere Sicherheit
Ich will Ihnen das mal so glauben.
Weiter war der Tagespresse zu entnehmen, daß Sie am 21. August wegen eines angeblichen "Hitlergrußes" zu einer Geldstrafe verurteilt worden sind. Stimmt das? Um ehrlich zu sein kommen da sogar mir bestimmte Vermutungen, das Ihnen die politische Konkurrenz möglicherweise ein paar Wochen vor der Wahl eine reinwürgen wollte. Für eine wirklich ehrliche Antwort wäre ich Ihnen dankbar!
Lieber Herr Harlan,
erstmal herzlichen Dank für Ihr Vertrauen. Die Geschichte mit dem angeblichen Hitlergruß ist schnell erzählt. Spielen Sie bitte zunächst mal die folgende Konstruktion durch: ich bin etwa seit meinem 16. Lebensjahr "rechts" sozialisiert und einschlägig bekannt - und da hätte ich bis zu meinem 46. Lebensjahr ausgerechnet auf die Vereidigung im Münchner Rathaus warten müssen, um dort endlich meiner vermeintlichen Gesinnung freien Lauf lassen und den "Hitlergruß" zeigen zu können?! Und: es ist ja schon reichlich absurd, jemandem zu unterstellen, er begehe vorsätzlich eine Straftat, von der er weiß, daß sie teuer werden kann - nur damit er provozieren kann. Glaubt man wirklich, daß ich dafür keine preisgünstigere Möglichkeit gefunden hätte?
Nein, ich denke, in diesem Fall muß man wirklich nur eins und eins zusammenzählen: der Prozeß wird mit Windeseile ein paar Wochen vor der bayerischen Landtagswahl angesetzt, einer der Hauptbelastungszeugen - den der vorsitzende Richter am Ende natürlich als "absolut überzeugend" empfindet - ist ganz "zufällig" Vize der Münchner israelitischen Kultusgemeinde; auch daß jede Menge in- und ausländische Politiker bei diversen Vereidigungsszenen um vieles stilechtere "Hitlergrüße" vollführt haben als ich, bleibt natürlich unberücksichtigt. Denn: nur beim "Nazi" steckt schlimme Gesinnung dahinter, wenn er den rechten Arm hebt - und das perfiderweise an einem Ort, an dem Goebbels 1938 die "Reichskristallnacht" ausgerufen haben soll. Aber muß ich dieses historische Detail, das mir als strafverschärfend angelastet wurde (!), als Münchner Stadtrat unbedingt kennen?!
Erfreulicherweise haben sich in den letzten eineinhalb Wochen seit dieser Justizposse zahlreiche Münchnerinnen und Münchner bei mir gemeldet und mir nicht nur ihre Solidarität, sondern vor allem ihr Entsetzen über diese Art von "Rechtsstaatlichkeit" bekundet. Es ist tatsächlich so: wenn mir jemand gesagt hätte, ein solcher Polit-Prozeß zur Einschüchterung unliebsamer Opposition hätte sich in China oder Weißrußland ereignet, dann hätte mich das nicht erstaunt. Aber so weit muß man längst nicht mehr in die Ferne schweifen: Kosovo findet längst in München statt. Und Vorsicht: im Supermarkt ins obere Regal zu greifen, kann in München künftig ganz schön teuer werden :-)
Kurz und gut: natürlich habe ich keinen "Hitlergruß" ausgeführt. Für wie blöd hält man mich denn? Und gegen das Urteil vom 21. August bin ich selbstverständlich in Berufung gegangen.
Hoffe, ich konnte Ihre Frage damit hinreichend beantworten.
Herzliche Grüße
Ihr
Karl Richter