Frage an Karl-Heinz Florenz von Mark K. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Dr. Florenz!
Ich habe auf im Internet gelesen, dass Sie einen Bericht über den Klimawandel geschrieben haben. Mich würde interessieren, ob Sie auch "Wasser predigen und Wein trinken", sprich, ob Sie auch wirklich das tun, was Sie vorschreiben? Wie bekämpfen Sie den Klimawandel? Ich bin sicher, diese Frage interessiert auch viele andere Menschen!
Vielen Dank für eine Antwort!
Mark Kreisner
Sehr geehrter Herr Kreisner,
vielen Dank für Ihre Frage, die Sie über "abgeordnetenwatch" gestellt haben.
In meiner Position als Berichterstatter des Europäischen Parlaments zum Klimawandel habe ich in der Tat einen Bericht geschrieben. Der Bericht "2050-Die Zukunft beginnt heute" wurde Anfang Februar mit großer Mehrheit vom Plenum angenommen und stellt eine Art "Visitenkarte" der EU da. Im Bericht stellen wir klar, dass es beim Klimaschutz nicht um Verzicht, Verbote und Sanktionen, sondern um Bewusstseinsbildung, Information und Motivation geht.
Ziel des Berichts ist nicht die Panikmache - denn der Mündungsbereich des Rheins wird nicht morgen bei mir daheim im Kreis Wesel liegen. Viel wichtiger ist, dass der Klimawandel mit seiner CO2- Problematik nur die "Spitze des Eisbergs" darstellt. Darunter verbirgt sich das viel dringendere Problem der Rohstoffknappheit. Nach meiner Überzeugung bedeutet Klimaschutz Bewahrung der Schöpfung. Somit stellt Klimaschutz eine Verpflichtung gegenüber den kommenden Generationen dar. Wir können nicht weiter derart sorglos mit den Rohstoffen umgehen, die eigentlich unseren Kindern und Kindeskindern gehören.
Deshalb ist es mir umso wichtiger, dafür zu werben, dass jeder einen Beitrag leistet zu einer nachhaltigeren Entwicklung. Sicher hat nicht jeder dieselben Möglichkeiten, doch kann jeder seinen Beitrag leisten. Und das ist es, auf das es letztlich ankommt: Es gilt, viele Schultern zu suchen, um gemeinsam die vor uns liegenden Herausforderungen zu meistern.
Der eigene Klimabeitrag zahlt sich zudem durch eine niedrigere Strom-, Gas- oder Ölrechnung in barer Münze aus - diese Erfahrung habe ich auch auf meinem Bauernhof gemacht.
Nachdem auf meinem Hof eine Thermografie durchgeführt wurde, um Schwachstellen zu ermitteln und Energiebilanzen zu erstellen wurden zunächst zahlreiche Dämmmaßnahmen durchgeführt. Zusätzlich kamen wir zu dem Ergebnis, dass es sinnvoll ist, die damals vorhandenen einzelnen Heizzentralen mit unterschiedlichen Energieträgern (Heizöl, Flüssiggas und Elektrizität) auf eine zentrale Wärmeversorgung umzustellen und diese CO2-neutral zu versorgen.
Aus diesem Grund wurde im Frühjahr 2007 eine Solarthermie-Anlage mit 160 m2 Solarfläche kombiniert mit einem Ein-Meter-Zwanzig-Stückholzkessel von 245 KW/h installiert. Die dadurch erzeugte Energie wird in einem 10.000 l Vorratsboiler gespeichert und von dort zu drei Abnahmestellen mit je 1.000 l Vorratsspeicher verteilt. Ist die Sonneneinstrahlung nicht ausreichend, wird der Speicher mit Scheitholz befeuert. Dies bot sich an, da Holz in ausreichendem Maße zur Verfügung steht und die Infrastruktur hierfür vorhanden ist. Als Reserve steht ein mit Rapsöl befeuerter Ölkessel zur Verfügung. Holz und Rapsöl sind gespeicherte Sonnenenergie. Die CO2-Reduzierung liegt bei rund 73t CO2 pro Jahr.
Darüber hinaus wurden auf meinem Hof seit den siebziger Jahren kontinuierlich neue Bäume angepflanzt - im letzten Jahr etwa 1000 Eichen -, die Kohlendioxid aus der Luft binden.
Ich habe auf meiner Homepage unter http://www.karl-heinz-florenz.de/typo3/Klimabeitrag.111.0.html noch einmal weitere Informationen zusammengestellt, welche Maßnahmen genau unternommen wurden.
Es bieten sich jedoch vielfältige Möglichkeiten - ob durch eine moderne Heizung, effiziente Elektrogeräte, eine Solaranlage, Energiesparlampen oder schlicht die Abschaltung von Geräten bei Nichtgebrauch: Jeder hat es selbst in der Hand, aktiv zum Klimaschutz beizutragen.
Es gibt viele Ansatzpunkte und auch zahlreiche Anlaufstellen: So gibt es auch bspw. Kooperationsprojekte mit den Sparkassen. Europäische Fördergelder werden hier eingesetzt, um Privatleute bei der Effizienzverbesserung ihrer Häuser zu unterstützen. Über die KfW, aber auch über die Energieagenturen gibt es zudem gute Informationen, wie man Zuschüsse und Förderungen in Anspruch nehmen kann.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesen Angaben Ihre Frage beantworten und verbleibe mit freundlichen Grüßen,
Karl-Heinz Florenz, MdEP