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Frage von Armin S. •

Frage an Karl Diller von Armin S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Ich bin 49 Jahre und arbeite seit 28 Jahren als Beamter bei der DTAG.
Mein Arbeitsplatz ist im CallCenter in Trier.
Wie sie sicherlich wissen, wird der Standort Trier geschlossen und wir bekommen Arbeitsplätze in Bonn angeboten.
Wir sind in Trier ca. 130 CallCenter Mitarbeiter und für mindestens 90% ist es unmöglich täglich nach Bonn zu fahren oder umzuziehen.
Ich selbst habe 5 Kinder und ein Häusschen abzuzahlen.
Andere sind Alleinerziehend oder Teilzeitkräfte.
Für viele von uns bedeutet die Verlagerung der Arbeitsplätze ins 170Km entfernte Bonn den finanziellen Ruin.

Wie begegnet die Landespolitik oder die Bundespolitik diesen Menschenverachtenden Maßnahmen der DTAG?

Gruß

Armin schmitt

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Schmitt,

über die Privatisierung der Deutschen Bundespost und der Deutschen Bundesbahn wurde unter anderen politischen Vorzeichen in den 90er Jahren entschieden.

Bei den Post-Nachfolgeunternehmen handelt es sich jetzt um Aktiengesellschaften, bei denen das Aktienrecht gilt. Das laufende Geschäft - dazu gehört auch die Frage der Einrichtung und Auflösung von Call-Centern - ist danach ausschließlich im Verantwortungsbereich des Vorstandes, nicht des Aufsichtsrates.

Das Unternehmen Telekom leidet seit einigen Jahren unter dem massenhaften Kündigen seiner Kunden. Wenn jedes Jahr 100.000 und mehr Kunden von der Telekom zu anderen Anbietern wechseln, schafft das bei Vodafone und Co. neue Arbeitsplätze, macht aber bei Telekom den Abbau von Arbeitsplätzen notwendig.

Die beabsichtigte Schließung von Call-Centern trifft bei mir gleichwohl auf Unverständnis und massive inhaltliche Kritik. Meine Einwände sind:

- Gerade diese Service-Leistung eignet sich für eine flächige Präsenz.
- Die Arbeit läßt sich binnen Sekundenbruchteilen problemlos gut verteilen, so dass regionale Spitzen leicht aufzufangen sind.
- Die Zentrierung auf 24 Standorte führt nicht zu einer optimierten Größenordnung sondern trotzdem zu Standorten extrem unterschiedlicher Größenordnung.
- In Bonn soll künftig ein Call-Center entstehen, das fast viermal so viele Beschäftigte wie jetzt haben würde und damit republikweit das größte wäre.
- Das Call-Center Bonn wäre damit mindestens doppelt so groß wie jedes der zehn kleinsten unter den künftig 23 anderen Call-Centern.

Das Angebot für die Trierer Beschäftigten, nach Bonn zu pendeln, ist - zurückhaltend ausgedrückt - ein vergiftetes Angebot, berücksichtigt man die im Vergleich zu Köln und Koblenz erheblich längere Wegstrecke, sowie den Anteil der Teilzeitbeschäftigten und der behinderten Beschäftigten.

Mir scheint, mit diesem Angebot spekulieren die Verantwortlichen der Telekom darauf, dass die meisten bisher in Trier Beschäftigten davon keinen Gebrauch machen können.

Deshalb ist die Aufnahme von Tarifverhandlungen geboten, um zu einem tarifierten Sozialplan für alle Betroffenen zu kommen.

Mit allen in Trier Betroffenen erkläre ich mich deshalb solidarisch, unterstütze ihre Forderung nach einer gründlichen Überarbeitung der Pläne der Telekom und werde meine Einwände gegenüber dem Vorstandsvorsitzenden Obermann vertreten. Ob es mir gelingt, zu Gunsten Triers etwas zu erreichen, bleibt abzuwarten.

Als Anlage füge ich Ihnen eine Pressemitteilung bei, die ich nach meinem Urlaub verfasst habe, die aber bis heute noch keinen Abdruck im Trierischen Volksfreund gefunden hat.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr

Karl Diller, MdB