Frage an Karl Bär von Rebecca F. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Bär,
sie geben bei Kandidatencheck auf die Frage nach der Abschaffung der Bundeswehr zur Antwort ja, mit dem Zusatz "und damit auch der Ersatzdienst".
WIe begründen Sie diese Aussage? Wie soll Ihrer Ansicht nach der mögliche Wegfall der Zivildienstleistenden ausgeglichen werden?
Ich bedanke mich im Voraus für eine Antwort.
Mit freundlichen Grüßen,
Rebecca Fertl
Sehr geehrte Frau Fertl,
Ich möchte neben dem Wehrdienst auch die Ersatzdienste abschaffen, weil ich keine Zwangsdienste in Deutschland haben will.
Für den einen mag der Zivildienst eine gute Erfahrung sein, eine Möglichkeit zwischen Schule und Studium oder zwischen Ausbildung und Beruf nochmal eine Zeitlang etwas anderes zu machen oder ähnliches. Es spricht nichts dagegen, daß diese Leute weiterhin freiwillige soziale oder ökologische Jahre absolvieren. Gerade auch die Nachfrage nach FSJ - oder FÖJ - Plätze von jungen Frauen zeigt, daß das auch ohne Zwang gemacht werden kann. Wenn der Wehr- und der Ersatzdienst abgeschafft wird, müssen die Möglichkeiten FSJ oder FÖJ oder ähnliche zu machen ausgebaut werden. Diese Möglichkeit besteht.
Für andere aber bedeutet der Zivildienst etwas ganz anderes. Es gibt auch junge Männer, die sich durch diesen Zwangsdienst in ihren besten Jahren für ein Jahr geparkt sehen; die anstatt zu tun, was sie mit ihrem Leben planen, monatelang für ca. 1,11€ pro Stunde simple Arbeiten erledigen müssen. Das kann doch nicht sein.
Manchmal wird darüber diskutiert, die Wehrpflicht abzuschaffen und stattdessen eine Arbeitspflicht für alle einzuführen. Gegen diese Vorschläge wende ich mich mit meiner Aussage im KandidatInnencheck. Ich will keine Zwangsdienste für junge Leute.
Nun gibt es das Problem, daß viele Zivis sehr sinnvolle Arbeiten, gerade im sozialen Bereich, sehr günstig - um nicht zu sagen: für einen unmöglich niedrigen Lohn - erledigen. Fällt mit der Wehrpflicht auch der Ersatzdienst weg, so fehlen diese billigen Arbeitskräfte. Auf dieses Problem die folgenden beiden Antworten:
Einen Teil der Lösung dieses Problems bieten Freiwillige. Wie ich im ersten Absatz beschrieben habe, gibt es viele junge Männer, die ihren Zivildienst als Bereicherung empfinden und viele junge Frauen, die es freiwillig tun. Die Abschaffung von Wehr- und Ersatzdienst muß also mit einer Kampagne für die Freiwilligendienste einhergehen und die Vergabe dieser Plätze gut strukturieren.
Ich finde es aber nicht richtig, junge Menschen zu Arbeiten zu zwingen, die sie nicht tun wollen. Der zweite Teil meiner Lösung für das Problem heißt daher: Wenn diese Arbeiten nötig sind, dann sollte professionelles Personal dafür bezahlt werden. So schafft die Abschaffung der Wehrpflicht sogar noch Arbeitsplätze.
Schöne Grüße,
Karl Bär