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Karin Strenz
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Frage von Martin H. •

Frage an Karin Strenz von Martin H. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrte Frau Strenz,

der scheidende UN-Sondergesandte für Afghanistan, Kai Eide, hat zum Abschluss seiner Amtsperiode der internationalen Gemeinschaft im Umgang mit den Afghanen ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. "Der Westen habe sich in der Vergangenheit auf eine Weise verhalten, die die Afghanen als respektlos und manchmal erniedrigend empfunden hätten, kritisierte Eide laut http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,681837,00.html .

Wenn Eide Recht hat, wie soll der Westen dann die Chance haben, diesen Krieg zu gewinnen? Kann man den Kampf um die Herzen und Köpfe der Afghanen gewinnen, wenn man sich wie ein Kolonialherr aufführt, auch wenn man noch so gute Waffen hat?

Oder sollte Eide Unrecht haben? Sie selbst waren in Afghanistan -- haben Sie mit genügend Afghanen sprechen können, um sich einen unabhängigen Eindruck davon zu verschaffen, was die Menschen dort über die westlichen Besatzer denken? Oder haben Sie nur mit solchen Afghanen gesprochen, die sehr eng mit der Karzai-Regierung verbunden sind und schon deshalb an einem möglichst langen Verbleiben der NATO interessiert sind?

Mit freundlichen Grüßen und bestem Dank,
Ihr
Prof. Dr. Martin Haspelmath

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Professor Dr. Haspelmath,

zunächst danke ich Ihnen für Ihre Frage und Ihre Gedanken. Zugleich bitte ich um Ihr Verständnis, dass meine Antwort spät kommt. Ich werde mich in Zukunft bemühen, schneller zu sein.

Nun zu Ihren Fragen: Ich teile nur zum Teil Kai Eides Kritik, denn natürlich wollen wir die Herzen der Afghanen gewinnen und nicht über ihre Köpfe hinweg entscheiden. Bei meinen zwei Reisen zu den deutschen Soldaten in Afghanistan habe ich nicht erlebt, dass sich auch nur einer unserer Soldaten wie ein „Kolonialherr“ aufführen würde. Das Gegenteil ist richtig: Die Soldaten haben sehr großen Respekt - vor allen Afghanen, die friedlich sind und zum Aufbau ihres Landes beitragen wollen. Es ist aber so: Die Soldaten müssen sich auch Misstrauen und Skepsis bewahren. Der Einsatz ist schwierig und gefährlich. Und eine der größten Herausforderungen besteht darin, Taliban überhaupt zu erkennen. Es kommt vor, dass der Bauer auf dem Esel, der angeblich zu seinem Acker reitet, ganz plötzlich ein Gewehr zieht. Mag sein, dass mancher Afghane dieses Misstrauen und diese Skepsis als erniedrigend oder gar arrogant empfindet. Wir erleben ja in unserem friedlichen Alltag bereits, wie missverständlich oft Gesten und Worte sind - in einer vergleichsweise homogenen Gesellschaft wie unserer. Afghanistan liegt nun nicht nur geografisch weit entfernt, das Land hat auch eine vollkommen andere Kultur.

Ich sehe allerdings keine Alternative, wenn man das eigene Leben und die eigene Gesundheit schützen will.

Ich habe auch mit Afghanen gesprochen - vor allem mit politisch und militärisch Verantwortlichen. Aus Sicherheitsgründen war es mir leider nur selten möglich, mit Leuten auf der Straße zu sprechen. Wenn dies möglich war, habe ich allerdings Dankbarkeit gespürt, dass die Internationale Schutztruppe die Afghanen nicht allein lässt mit den Aufständischen. Übrigens erlebt man auch, dass Kinder am Straßenrand den Soldaten freundlich zuwinken. Und das nimmt die Truppe auch wahr.

Unser Ziel muss aber sein, und da haben Sie ohne Zweifel Recht, auch die Köpfe der Afghanen zu gewinnen. Das bedeutet für uns: Wir dürfen nicht erwarten, dass die Afghanen unsere Werte und unseren Lebensstil übernehmen. Wir müssen respektieren, dass manchem das Bild vom Westen, das er hat, auch Angst macht und nicht zu seinen Traditionen passt - so unvollständig und unscharf dieses Bild auch sein mag.

Mit freundlichen Grüßen

Karin Strenz