Frage an Karin Kaschuba von Susi S. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Dr. Kaschuba,
aufgrund der anstehenden Wahlen haben wir das Thema auch im Unterricht.
Meine Frage an Sie:
Wie wird sich das Thüringer Bildungssystem verändern, wenn Ihre Partei an der Regierung teilnehmen dürfte?
Mit freundlichen Grüßen
Susi Schache
Sehr geehrte Frau Schache,
ich bedanke mich für Ihre Frage
"Wie wird sich das Thüringer Bildungssystem verändern, wenn Ihre Partei an der Regierung teilnehmen dürfte?"
und möchte diese wiefolgt beantworten:
Das Bildungssystem muss von den Kindertagesstätten bis zur Hochschule reformiert werden. Zentrale Forderungen der LINKEN sind:
- Umsetzung des Bildungsplanes von 0 bis 10 Jahre und somit bessere Ausstattung der Kindertagesstätte mit Personal.
- Längeres gemeinsames Lernen bis mind. Klasse 8
- Gebührenfreier Zugang zum Hochschulstudium
- Erleichterung des lebenslangen Lernens durch ein Bildungsfreistellungsgesetz.
- Gemeinsames Lernen von Kindern / SchülerInnen mit und ohne Behinderung
DIE LINKE will zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern und somit auch mit den SchülerInnen und Studierenden das Bildungssystem Schritt für Schritt umbauen. Das heißt, dass nicht all diejenigen, die jetzt in der siebten oder achten Klasse im Gymnasium sind, sich plötzlich in einer anderen Schulform wiederfinden.
Eine schnelle Veränderung ist im Kita-Bereich möglich. Hier stehen wir für die zusätzliche Beschäftigung von 2.000 Fachkräften. Diese sollen u.a. absichern, dass die ErzieherInnen ausreichend Zeit für Vor- und Nachbereitung haben, um die Bildungsinhalte tatsächlich umsetzen zu können. Teil des Bildungsplanes für die Kitas ist auch, dass Kinder mit Behinderungen oder solche, die von Behinderung bedroht sind, in der Regel in ihre wohnortnahen Kitas gehen können und dort mit Kindern ohne Behinderung heranwachsen.
Das Schulsystem möchten wir hin zu einem längeren gemeinsamen Lernen umbauen, um bessere Bildungschancen für alle Kinder zu erreichen – ob diese nun aus bildungsfernen Familien kommen, von Behinderung betroffen oder aber hochbegabt sind. Für diese wie alle anderen Kinder gilt, dass die individuelle Förderung im Vordergrund steht, die dazu führen soll, dass kein Kind mehr zurückgelassen – oder auch: unterfordert – wird.
Das Hochschulstudium soll gebührenfrei zugänglich sein. DIE LINKE steht dafür, dass akademische Bildung kein Privileg für Besserverdienende ist. Wir wollen also auch ein elternunabhängiges BAföG für alle, keine Studiengebühren und keine Zulassungsbeschränkungen. Die Hochschulen sollen so ausgebaut und mit Finanzen ausgestattet werden, dass alle ihrem Studienwunsch gemäß studieren können. Solange die Kapazitäten noch nicht ausreichen, sind wir für eine Förderung von bislang unterrepräsentierter Gruppen an Hochschulen (z.B. MigrantInnen, Frauen in Technikbereichen, etc.)
DIE LINKE steht für die Idee des lebenslangen Lernens, wenn es um die Interessen der Menschen und um Persönlichkeitsentwicklung geht. Wir streben keine lebenslange Zurichtung von Frauen und Männern für einen neobliberalen Arbeitsmarkt an, auf dass sich über 70-Jährige noch auf dem aktuellen Stand der Softwareprogramme halten müssen.
Lebenslanges Lernen im Sinne der Menschen muss auch in Thüringen eine gesetzliche Absicherung haben. Deswegen stehen wir für ein Bildungsfreistellungsgesetz. Wir sind auch gegen einen Ausschluss von Personen z.B. über die Nicht-Mehr-Anspruchsberechtigung bei Hartz IV-Bedarfsgemeinschaften. Arbeitssuchende müssen auch dann die Möglichkeit auf Weiterbildung haben, wenn ihr Partner oder ihre Partnerin das Familieneinkommen sichern.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Karin Kaschuba